Corona-Jahr 2020: Fernsehen bekommt mehr Publikum

Corona hat das Leben verändert – und auch die Sehgewohnheiten der Deutschen. 2020 schalteten jeden Tag 72 Prozent der Personen ab 14 Jahren den Fernseher ein – 3,1 Prozent mehr als 2019. Im Schnitt haben die Zuschauenden ab 3 Jahre jeden Tag 220 Minuten ferngesehen – das entspricht 3 Stunden und 40 Minuten. Die Nutzung liegt mit einem Zuwachs von rund 10 Minuten damit deutlich über dem Vorjahresniveau. TV wächst jedoch nicht nur im Vorjahresvergleich, sondern auch gegen den rückläufigen Trend der vergangenen Jahre – und das, obwohl im Jahr 2020 Quotengaranten wie die Fußball-Europameisterschaft, die Olympischen Sommerspiele, generell der Live-Sport, coronabedingt ausfallen mussten. Für alle Zielgruppen kann als Treiber der TV-Nutzung ein gesteigertes Informationsbedürfnis herausgestellt werden. Neben der Informations- und Berichterstattungskompetenz punktet TV mit fiktionalen Klassikern und (Live-)Unterhaltungsshows.

Insbesondere bei den jüngeren Zielgruppen ist der Abwärtstrend im zurückliegenden Jahr, das so sehr von Corona und einem hohen Informationsbedürfnis geprägt war, gestoppt. Die durchschnittliche Sehdauer lag bei den 14-49-Jährigen bei 137 Minuten oder 2 Stunden und 17 Minuten am Tag (3-3 Uhr, Montag bis Sonntag) nahezu auf Vorjahresniveau. „Diese Stabilisierung der Sehdauer ist bemerkenswert, da insbesondere jüngere Zielgruppen Bewegtbildinhalte zusehends intensiver zeitunabhängig über Streaming-Plattformen konsumieren und klassisch-lineares TV selektiver nutzen“, sagt Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung. „Diese Entwicklung lässt den Schluss zu, dass Bewegtbild insgesamt und TV insbesondere, in der aktuellen Situation gerne und verstärkt genutzt wird. Die Nutzung im klassisch-linearen TV wird besonders getrieben durch das starke Informationsinteresse der Zuschauenden, insbesondere der Jüngeren.“ Die Rede der Bundeskanzlerin am 18. März 2020 mit dem Appell „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“ erreicht über alle unter AGF-Messung stehenden Angebote und Endgeräte insgesamt 36,382 Millionen Personen, das heißt, fast jeder zweite Deutschsprachige schaltete ein oder klickte ein Video.

Das hohe Interesse an Nachrichten spiegelt sich auch in der Hitliste der erfolgreichsten TV-Sendungen wider. Fand sich 2019 bei den Zuschauern gesamt kein Nachrichtenformat unter den Top-5-Formaten, so stehen mit der „Tagesschau“ im Ersten vom 22. März 2020 – also nach der Ankündigung des 1. Lockdowns – und dem ZDF-„heute journal“ vom 23. August 2020 gleich zwei Nachrichtensendungen an der Spitze.

Hintergrund

Die AGF legt in ihren Auswertungssystemen als Grundgesamtheit die Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland ab 3 Jahren in Privathaushalten mit mindestens einem Fernsehgerät in Gebrauch und einem deutschsprachigem Haupteinkommensbezieher zu Grunde.

Die AGF Videoforschung betreibt in Deutschland die Durchführung und Weiterentwicklung der kontinuierlichen, quantitativen Erfassung der Nutzung von Bewegtbildinhalten einschließlich der Erhebung und Auswertung der Daten. Neben den Gesellschaftern ARD, Discovery Communications Deutschland, Mediengruppe RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 Media SE, Sky Deutschland, SPORT1, Tele 5, Viacom, WeltN24 und ZDF wirken Lizenznehmer, Werbungtreibende und die Werbeagenturen gemeinsam aktiv an der Gestaltung des Forschungssystems in den Gremien der AGF Videoforschung mit.