ATB Bremen: Softwarelösungen und 3D-Visualisierungen für energiesparenden Umbau von Gebäuden
Der Bestand an Wohngebäuden in der EU altert schnell: Mehr als 40 Prozent wurden vor 1960 gebaut, rund 90 Prozent vor 1990. Ihr Energieverbrauch entspricht in Zeiten des Klimaschutzes meist nicht mehr den Anforderungen. Für die EU ist dies ein erhebliches Problem, weil Wohngebäude für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Das ATB Institut für angewandte Systemtechnik Bremen entwickelt daher als Konsortialführer mit elf europäischen Partnern ein System, das ökologische Renovierungen deutlich effizienter und kostengünstiger machen soll. Das Projekt „Encore“ wird von der EU im Rahmen Rahmenprogramm Horizon 2020 gefördert. Beteiligt sind Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Dänemark, Deutschland, Italien, Kroatien, Portugal, der Schweiz, Spanien und UK.
Die Partner führen Fachleute aus Bereichen wie 3D-Modellierung, Künstliche Intelligenz (KI), Bilderkennung und Energieeffizienz zusammen, um eine KI-basierte BIM-Lösung (Building Information Modelling) zu entwickeln, die sich gezielt für Renovierungen eignet. Aktuell verfügbare BIM-Systeme sind vorrangig auf Neubauten ausgerichtet.
„Von älteren Gebäuden gibt es meistens Zeichnungen, aber keine digitalen Modelle“, sagt Projektkoordinator Sebastian Scholze. „Wir entwickeln eine Lösung, die es ermöglicht, solche Modelle nachträglich automatisch oder semi-automatisch zu erstellen.“ Dabei kommen unter anderem Drohnen zum Einsatz, die bei der Vermessung eines Gebäudes helfen. Eine wichtige Rolle spielen LiDAR-Sensoren für die dreidimensionale Erfassung der Räumlichkeiten, aber auch Fotos können ausgewertet werden.
Die erzeugten „digitalen Zwillinge“ von den Räumlichkeiten können dann mit weiteren Informationen verknüpft werden, um verschiedene Umbau- und Nutzungsszenarien zu simulieren. Ein weiteres Ziel des Vorhabens besteht darin, alle Beteiligten eines Umbaus über eine einheitliche Plattform kommunizieren zu lassen. Die beauftragten Handwerker können über die webbasierte Plattform beispielsweise detailliert sehen, was erledigt werden muss. Prototypen der ersten Komponenten des BIM-Systems befinden sich bereits im Einsatz, darunter die Datenerfassung per Drohne. Erprobt werden die Technologien im spanischen Extremadura, wo ein Projektpartner zwei Gebäude für Tests zur Verfügung stellt.
Weitere Informationen sind unter https://www.atb-bremen.de oder https://encorebim.eu/ zu finden.