Games-Branche: Boom mit großen Sprüngen und kleinen Details
Der deutsche Games-Markt hat in 2020 einen ordentlichen Umsatzsprung gemacht, auch der Umsatz mit Gaming-Hardware ist deutlich gestiegen und inzwischen spielen 6 von 10 Menschen in Deutschland mindestens gelegentlich Computer- und Videospiele. Zahlen, die game, der Verband der deutschen Games-Branche, gesammelt hat – und Anlass genug für bremen digitalmedia, die lokale und nationale Games-Szene etwas genauer zu betrachten.
Etwa 95 Prozent der Games-Unternehmen haben die Corona-Krise gut bis sehr gut gemeistert und rund 45 Prozent von ihnen haben Neueinstellungen für 2021 geplant. Damit bestätigt der Branchenverband game eine Entwicklung, die in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, Homeschooling und Ausgangssperren wohl keine Überraschung ist.
Auch Bitkom als Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien hat durch seine Umfragen ähnliche Erkenntnisse gewonnen. Kurz gefasst heißt es bei der Bitkom: „Nutzer*innen von Computer- und Videospielen spielen mehr, sie spielen länger und vor allem: Sie geben mehr Geld dafür aus.“ Demnach spielen sie durchschnittlich sieben Stunden mehr pro Woche und geben monatlich 24 statt vorher 15 Euro dafür aus. Im Durschnitt sind die Spieler:innen 37 Jahre alt. Dabei herrscht bei den Frauen und Männern nahezu Gleichberechtigung: 48 Prozent der Spieler*innen sind weiblich.
Bremer Unternehmen auf der gamesmap
Insgesamt hat game 622 Unternehmen in Deutschland gezählt, die Games entwickeln und vertreiben. Sieben von ihnen haben ihren Sitz in Bremen, das zeigt jedenfalls die „gamesmap“, ein Online-Verzeichnis der Games-Branche. Mit dabei sind BeamNG, Brain Connected, Creature Factory, DnS Development, Game World, Masterbrain Bytes und King Art Games.
Letzterer ist einer der ältesten und größeren unabhängigen Computerspiele-Entwickler in Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz an der Tiefer 5 wurde 2000 von Marc König und Jan Theysen gegründet, seitdem hat King Art Games rund 45 Spiele entwickelt. „Wir entwickeln Spiele für den PC, für Spielekonsolen wie die PlayStation 4, Xbox One und die Nintendo Switch, als auch Spiele für den Browser und mobile Geräte“, sagt Creative Director Theysen. „Teilweise im Auftrag, größtenteils aber als sogenannte Co-Publishing Projekte, bei denen wir einen Teil der Entwicklungskosten tragen und dafür einen Teil der Einnahmen erhalten.“ Mit ihrem Echtzeit-Strategiespiel „Iron Harvest“ hat King Art Games im vergangenen Januar den Deutschen Entwicklerpreis 2020 in vier Kategorien gewonnen. “Es ist eine große Ehre und ein tolle Leistung für das gesamte Team, so viel Anerkennung für die harte Arbeit zu bekommen. Iron Harvest ist das größte Projekt, dass das Studio bisher angepackt hat, umso schöner ist es zu sehen wie gut es angenommen wird”, sagt Thysen. Er ist außerdem einer der drei Ansprechpartner von „game Norddeutschland“, der game-Regionalvertretung in Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern.
Förderung durch die nordmedia
Auch die nordmedia hat sich die Unterstützung der regionalen Games-Szene auf die Fahne geschrieben. So gibt es mehrere Games-Förderrunden im Jahr für Bremen und Niedersachsen, in der ersten Runde 2021 wurden drei Games mit insgesamt rund 180.000 Euro gefördert. In der letzten Runde 2020 wurden insgesamt sogar 367.00 Euro an eine Chemie Lern-App, ein Point & Click-Adventure mit handgemalter Optik und ein Augmented Reality-Projekt zum Geocaching ausgeschüttet.
Veranstaltungen für Games-Interessierte
Seit diesem Jahr gibt es zudem mit „skilltree“ eine neue Veranstaltungsreihe für die Games-Branche. Das Angebot richtet sich an Unternehmen und ihre Entwickler*innen, Designer*innen und Programmierer*innen, die neue Fertigkeiten für die Gamesbranche dazugewinnen möchten oder vorhandene auffrischen wollen. Der nächste Workshop findet am 23. Juni 2021 von 14 bis 18 Uhr zum Thema „Wir gründen ein Games-Studio! Was rechtlich zu beachten ist“ statt.
Auch in Sachen Darstellung – und vielmehr Darstellern – ist die regionale Games-Szene aktiv: Die Servicestelle Chancengerechtigkeit und das Büro für Gleichstellung der Hochschule Bremerhaven laden am 24. Juni 2021 um 17:30 Uhr zur digitalen Veranstaltung „Vielfalt in Games (?)“ ein. Spieleforscherin und -entwicklerin Nina Kiel spricht über Geschlecht und Körperlichkeit in Computerspielen. Wie vielfältig oder wie klischeebeladen sind Games-Figuren heute? Die anschließende Diskussion beschäftigt sich mit Mustern und Stereotypen in Computerspielen. Sind alle Figuren gertenschlank? Sind Hauptfiguren immer weiß und hetero?