Avanja: Mehr Frauen in die IT!

Braucht es eine Online-Plattform, um mehr Frauen in die IT zu bringen? Ganz klar ja, meinen wir als IT-Branchenverband. Vorstandsmitglied Franca Reitzenstein hat das Projekt Avanja initiiert. Im Interview erklärt sie, wie die Plattform Unternehmer:innen und Personaler:innen auf dem Weg zu mehr Gender Balance unterstützen will.

 

 

Wie entstand die Idee, mit einer Online-Plattform mehr Frauen den Weg in die IT zu bahnen?

Es gibt schon länger die Wahrnehmung, dass Frauen in der IT unterrepräsentiert sind. Im letzten Jahr haben wir mit bremen digitalmedia eine Standortstudie gemacht und dafür Unternehmen befragt. Sie hat klar ergeben, dass der Frauenanteil niedrig ist. Er liegt in Bremen über Kreativ- und IT-Unternehmen hinweg laut unserer Studie bei 28 %.

Gleichzeitig wird beklagt, dass sich zu wenige Frauen bewerben und Stellen nicht besetzt werden können. Mit Avanja haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, dieser Situation aktiv zu begegnen.

Für wen ist Avanja interessant?

Die Plattform richtet sich zum einen an Unternehmer:innen und Geschäftsführer:innen. Sie haben durch ihre Position die Kraft, Veränderungen anzustoßen. Außerdem soll Avanja HR-Verantwortliche darin unterstützen, sich Inspirationen zu holen. Und es richtet sich an Mitarbeitende, die Impulse in die Unternehmen tragen wollen. Und das natürlich auch über Bremen hinaus.

Du bist Geschäftsführerin in einer „Digitalfamilie“, in der sich mehrere IT-Unternehmen zusammengeschlossen haben. Was ist dir in der IT besonders aufgefallen?

Digitalunternehmen und IT-Unternehmen sind nicht gleich. Überall dort, wo es um Kreation geht, arbeiten viele Frauen – oft sogar mehr als fünfzig Prozent. Aber wenn es um Softwareentwicklung geht, also um den technischen Bereich, sind Frauen sehr wenig vertreten. Und die wenigen sind in solch einem männlich homogenen Umfeld nicht leicht zu halten.

Warum glaubst du, braucht es besondere Maßnahmen für Frauen in der IT?

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern sind unterschiedlich. Ganz ohne Wertung: Es arbeiten immer noch mehr Frauen in Teilzeit, um beispielsweise Kinder besser betreuen zu können. In männlichen Teams wird darauf wenig Rücksicht genommen, weil die Herausforderungen nicht so bewusst sind. So werden zum Beispiel Besprechungen in den späten Nachmittag gelegt, zu einer Zeit, in der sich Frauen häufig um die Kinder kümmern müssen. Oder vereinbarte Pausen, die Mütter brauchen, um ihr Kind zu stillen, werden nicht eingehalten.

Es ist durch Studien belegt, dass diverse Teams besser performen. Das sind Potenziale, die man ungenutzt lässt, wenn man sich nicht um Geschlechterbalance kümmert.

Was sagst du Unternehmer:innen, warum sich ein Investment in diesem Bereich lohnt?

Es ist inzwischen durch Studien belegt, dass diverse Teams besser performen. Das betrifft genauso auch Alter, Berufserfahrung oder kulturellen Hintergrund. Das sind Potenziale, die man als Unternehmer:in ungenutzt lässt, wenn man sich nicht um Gender Balance kümmert.

Was sind deine drei schnellen Tipps, um das Thema Geschlechtergerechtigkeit anzugehen?

Gender Balance ist zuerst einmal ein Thema für die Führungsebene. Es ist essenziell, dass ich als Geschäftsführer:in den Fokus darauf lege und als Vorbild vorangehe. Als nächstes muss ich mich fragen, was kann ich ganz konkret machen? Es geht dabei um Sprache und um organisatorische Rahmenbedingungen. Hierfürh bietet unsere Plattform ganz viele Anregungen, die man übernehmen und umsetzen kann. Drittens kann man die Frauen im Unternehmen ganz einfach um Feedback bitten.

Wie stellst du dir die Zukunft von Avanja vor?

Ich wünsche mir, dass viele Unternehmer:innen von dem Wissen, das wir hier sammeln, profitieren und es nutzen. Dass eine Community wächst, in der Menschen ihre Erfahrungen teilen. Ich wünsche mir, dass sich Mentor:innen finden, die ihr Wissen weitergeben. Und dass wir nach drei bis fünf Jahren sagen: Bei der Gender Balance sind wir deutlich näher an 50:50 als jetzt.

Hier gehts zu avanja!