„Co-working“-Angebote laden zum Kooperieren ein

Nicht nur Technologien entwickeln sich immer schneller, sondern auch Berufe, Wissen, Kommunikation und viele weitere Bestandteile des täglichen Lebens. Damit geht ein stetig wachsender Bedarf an Mobilität einher – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber einerseits, aber auch für Ideen, Know-how und Produktionsmöglichkeiten auf der anderen Seite.

Insbesondere in der Kreativwirtschaft wächst daher die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmodellen, bei denen sich projektbezogene Einheiten bilden und auch leicht wieder auflösen können. Viele Klein- und Kleinstunternehmen prägen die Branche, von denen jedes einzelne aber regelmäßig an die Grenzen des Machbaren stößt. Als Konsequenz sprießen schon seit geraumer Zeit immer mehr Bürogemeinschaften aus dem Boden, deren Mitglieder zusammenarbeiten können, aber nicht müssen.

Um das Prinzip im großen Maßstab umsetzen zu können, geht der Trend nun zum Co-working: Arbeitsplätze mit Infrastruktur werden zeitlich begrenzt zur Verfügung gestellt und die wechselnde Belegschaft fördert den Aufbau von Kontakten innerhalb der Branche.

Vorbild Berlin

Bekanntester Vorreiter dieser Bewegung ist das „Betahaus“ in Berlin, das 2000 Quadratmeter Fläche anbietet und zurzeit erste Ableger in Barcelona und Sofia gründet. Aber auch in Bremen findet das Konzept des Co-working immer mehr Anhänger. Der Durchbruch steht mit der Gründung des Nordpool kurz bevor. In der „Alten Schnapsfabrik“ (Am Deich 86), die vor wenigen Jahren vom mittlerweile insolventen Unternehmen Beluga Shipping stilvoll zur privaten Schule umgebaut worden war, siedeln sich zurzeit Unternehmen aus der Kreativwirtschaft an.

Während in den oberen Etagen eher klassische Büros vermietet werden, sollen im Erdgeschoss rund 800 Quadratmeter für das Co-working zur Verfügung gestellt werden. Entwickelt wird das Konzept maßgeblich von Majo Ussat (Eventagentur Jokmok) und Thorsten Bauer (Urbanscreen). Auch der Gebäudeverwalter, die Justus Grosse Projektentwicklung GmbH, ist von der Idee überzeugt. Zurzeit wird an der konkreten Ausgestaltung gefeilt.

Anpassung an Bremer Bedürfnisse

Große Chancen für das Thema Co-working sieht man auch bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). „Es gibt schon seit längerer Zeit Bedarf an einem Ort, an dem das Thema Co-Working in einem lebendigen Umfeld in Bremen Impulse setzen kann“, berichtet WFB-Innovationsmanager Steffen Wiegmann, der im Rahmen der EU-Projekte Creative City Challenge und Organza international den Trend beobachtet.

Im Dezember 2010 stellten zwei Betahaus-Gründer ihr Modell bei einem Workshop in Bremen vor (Protokoll hier). Schon bei dieser Gelegenheit habe sich das große Interesse an der Idee gezeigt, berichtet Wiegmann. Allerdings sei klar, dass Bremen ein auf die eigenen Ansprüche zugeschnittenes Konzept brauche, weil in Berlin das Potenzial an Nutzern und die überregionale Ausstrahlung größer seien. Andererseits verfüge Bremen aber auch über viel produzierendes Gewerbe, das großen Bedarf an kreativen Dienstleistungen habe und dafür häufiger auf lokale Akteure zurückgreifen könne als bisher.  

Zum Finetuning des Konzepts „Nordpool“ müssen nun Fragen zu den Kostenmodellen, der Gastronomie dem Veranstaltungsangebot und weiteren Faktoren geklärt werden. Co-working-Angebote sind laut Wiegmann selten wirtschaftliche Goldminen für die Betreiber und die Beteiligten in Bremen wollen erreichen, dass die Einrichtung sich immerhin selbst trägt. Der Start wird zurzeit für Anfang 2013 angestrebt.

Vereinzelt bestehen bereits Angebote

Schon jetzt gibt es in der Hansestadt verschiedene kleinere Co-working-Angebote mit unterschiedlichen Ausprägungen. Eher eine Start-up-Bürogemeinschaft mit Coaching ist der Freihafen 3, bei dem sich Unternehmensgründer um einen Platz bewerben können. Die sogenannten „Crewmitglieder“ können maximal zwei Jahre an Bord bleiben und werden in dieser Zeit von erfahrenen „Lotsen“ aus etablierten Unternehmen betreut.

Angelehnt an das Prinzip Co-working arbeiten auch in der Plantage 9 viele Kreative unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen und haben aus dem leerstehenden Domeyer-Gebäude einen kulturellen Treffpunkt für Findorff gemacht. Nicht zuletzt bietet das Zeitbüro in der Bahnhofsvorstadt auch 14 Schreibtische für das Co-working an.

FabLabs: Gemeinsam produzieren

Ein ähnlicher Grundgedanke kommt unterdessen bei den sogenannten FabLabs zum Tragen: Gemeinsam Ressourcen nutzen und dabei Ideen austauschen. In diesem Fall geht es allerdings hauptsächlich um Produktionsmaschinen wie Lasercutter, 3D-Printer und 3D-Fräser, die in offenen Werkstätten geteilt werden. Die Idee entstand am Massachusetts Institute of Technology in den USA und ist mittlerweile via Groningen nach Bremen geschwappt. Die Initiatoren Karsten Joost und Simon Engelbertz haben bereits zahlreiche Unterstützer gewonnen, um die recht kostspielige Idee in die Tat umzusetzen.

Während das FabLab in Groningen viel mit Start-ups arbeitet, denken die Bremer eher an Kinder- und Jugendgruppen als Hauptnutzer. Daher ist auch das TZI mit seinem dimeb (AG Digitale Medien in der Bildung) involviert. Primäres Ziel ist die Nachwuchsförderung – nicht nur bezüglich der Vermittlung von technischem Know-how, sondern besonders auch bezüglich Kreativität und Innovationspotenzial.

Aber auch Unternehmen sollen zum Zuge kommen – laut Karsten Joost ist dies sogar ausdrücklich erwünscht, um Begegnungen zwischen Jugendlichen und Berufstätigen zu ermöglichen.

Weitere Informationen zum Thema Co-working in Bremen
Steffen Wiegmann
Wirtschaftsförderung Bremen
t 0421 / 338 81 – 19
e steffen.wiegmann@wfb-bremen.de