Mit einer Projektwoche ist im September die Zusammenarbeit zwischen der encoway GmbH und der Gesamtschule Bremen-Ost (GSO) gestartet. Begleitet wird die Patenschaft von bremen digitalmedia, denn in der Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen liegt ein Schlüssel zur Mobilisierung von Jugendlichen für Berufe in IT und Medien.
Seinen Ursprung hat die Kooperation in einer Veranstaltung des Wirtschaftsnetzwerks i2b, bei der die erfolgreiche Zusammenarbeit der Schule mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen vorgestellt wurde. Interessant war die GSO für encoway auch deshalb, weil es eine von zwei verbliebenen Schulen in der Hansestadt ist, die noch Informatik-Leistungskurse anbieten.
Ein Gespräch vor den Sommerferien ergab, dass die Projektwoche im September ein idealer Startpunkt für die Kooperation sein würde. Die beiden Informatik-Leistungskurse nahmen in dieser Woche an der „Software-Challenge“ der Universität Kiel teil. Im Mittelpunkt stand dabei das Brettspiel „Cartagena“, das als Software abgebildet werden sollte. Encoway unterstützte die beiden Leistungskurse dabei materiell – durch den Kauf der Spiele und die Bereitstellung von Moderationsmaterial – sowie durch eine Kurzeinführung zum Thema Projektmanagement.
Frühzeitiger Kontakt zum Nachwuchs
Dabei soll es aber nicht bleiben. „Die Kooperation ist auf lange Sicht angelegt“, berichtet encoway-Geschäftsführer Christoph Ranze. Vereinbart sei beispielsweise, Praktika anzubieten. Dies werde in Kooperation mit bremen digitalmedia geschehen, denn im Verbund ließen sich die Interessen der Schülerinnen und Schüler besser abdecken. Gleichzeitig böten Praktika den Unternehmen die Möglichkeit, Kandidaten für Ausbildungsplätze oder spätere studentische Mitarbeit kennenzulernen.
Darüber hinaus führt encoway Betriebsführungen für die Schüler durch und hilft finanziell an den passenden Stellen. „Wenn es Defizite in der Ausstattung gibt, werden wir das unbürokratisch ausgleichen“, erklärt Ranze. „Allerdings ohne die Bildungssenatorin von ihren Finanzierungsaufgaben zu entbinden.“
Für encoway ist das Engagement ein Teil der langfristigen Strategie zur Sicherung von Fachkräften, obwohl es im Moment noch keinen Engpass gebe. „Wir haben mit der Personalbeschaffung keine Probleme“, so Ranze. Im letzten Jahr sei das Unternehmen um 27 Prozent gewachsen, während die Wettbewerber im Süden Deutschlands aufgrund mangelnden neuen Personals deutlich langsamer vorankämen. Auch gebe es zurzeit 40 Bewerber für vier neue Ausbildungsplätze bei encoway. Allerdings sei angesichts zurückgehender Schülerzahlen mit einem schrumpfenden Pool an verfügbaren Arbeitskräften zu rechnen. Und diesem Trend müsse die gesamte Branche frühzeitig entgegenwirken.
„Etwas Besseres kann einer Schule nicht passieren“
Bei der GSO rennt encoway damit offene Türen ein. „Wir wollen unsere Schüler vernünftig auf die Berufswelt vorbereiten“, betont Direktor Franz Jentschke. Gerade im Fach Informatik sollten die Schüler „nicht nur Rechtecke sehen, sondern einen Praxisbezug bekommen“. Daher freue ihn die Kontaktaufnahme durch das Unternehmen sehr: „Etwas Besseres kann einer Schule nicht passieren.“ Auch bei den Schülern sei die Kooperation im Rahmen der Projektwoche sehr gut angekommen.
Er sei gespannt, wie sich die Zusammenarbeit weiter entwickle, so Jentschke. „Ich habe ein hohes Ziel: Ich würde mir wünschen, dass jeder Schüler aufgrund dieser Kooperation gut in der Berufswelt Fuß fasst.“ Dies könne im Rahmen einer Ausbildung geschehen, aber auch durch Praxiserfahrung parallel zum Studium.
Die GSO verfügt aufgrund ihrer Partnerschaft mit der Kammerphilharmonie, Werder Bremen, dem Focke-Museum, encoway und anderen bereits über umfassende Erfahrung mit Kooperationen. „Da können ruhig noch mehr kommen“, sagt Jentschke. Allerdings hat er auch eine Warnung für andere Schulen und Unternehmen parat: „Nachmachen ist gefährlich. Man macht sich Arbeit, auch für die Lehrkräfte. Aber wenn solche Dinge erfolgreich sind, wird daraus Spaß, und dann arbeitet man auch gerne viel.“
Wände voll mit Magic-Folien
Christoph Ranze empfiehlt anderen Unternehmen, solche Kooperationen und die Nachwuchsarbeit im Allgemeinen zur Chefsache zu machen. Er selbst betreue die GSO-Patenschaft gemeinsam mit Oliver Hollmann, dem Leiter der Entwicklung bei encoway – beide sind auch Gesellschafter des Unternehmens. Dadurch sei ihr Auftreten bei den Schülern nicht nur authentisch, sondern es drücke auch die Wertschätzung gegenüber der Schulleitung und den Lehrkräften aus. „Das bekommt man alles zurück“, berichtet Ranze.
Auch Oliver Hollmann ist vom Erfolg der Patenschaft überzeugt. Zum Ende der Projektwoche hat er sich die Ergebnisse der Schüler präsentieren lassen. „Die Schüler haben einen engagierten Eindruck gemacht und schienen sehr interessiert, das Projekt, an dem sie gearbeitet haben, fortzusetzen.“ Auch sei es schön gewesen zu sehen, dass die zur Verfügung gestellten Projektmanagement-Materialien genutzt wurden. „Die Wände hingen voll mit Magic-Folien“, so Hollmann.
Weitere Unternehmen und Schulen erwünscht
Aus Sicht von bremen digitalmedia soll all dies erst der Start sein. „Gemeinsam mit dem Verband wollen wir das Projekt als Leuchtturm aufstellen“, erklärt Ranze. Dass es in Bremen nur zwei Schulen mit Informatik-Leistungskursen gibt, schränke die Möglichkeiten nicht ein. An anderen Schulen gebe es IT-Grundkurse, Mathematik-Leistungskurse oder auch Kunstkurse, mit denen sich eine facettenreiche Zusammenarbeit in Hinblick auf die ganze Themenvielfalt digitaler Medien lohnen kann.
Bremen digitalmedia hat den Prozess in Person von Tascha Schnitzler seit Beginn begleitet. Sie war bei den Treffen zwischen Schule und Unternehmen dabei; auch bei einer internen Berufsmesse an der GSO war sie vertreten. „Die Begleitung durch den Verband kann Schulen die Angst nehmen, dass es sich um eine reine Werbeveranstaltung eines Unternehmens handelt“, erklärt sie. Darüber hinaus könnten individuelle Anfragen zu Praktika oder Ausbildungsplätzen an die passenden Mitglieder vermittelt werden.
Wer Interesse an einer Schulpatenschaft hat und sich näher informieren möchte, erreicht Tascha Schnitzler unter schnitzler@bremen-digitalmedia.de.