Jacobs-Ausgründung mit Big-Data-Dienst erfolgreich: Daten-Trend bietet auch Chancen für den Mittelstand

Daten sind ein hohes Gut – in Zeiten von „Big Data“ wollen Unternehmen und Institutionen die anfallenden Datenberge daher auswerten und vernetzen. Um großvolumige Daten verwenden zu können, müssen diese jedoch standardisiert und flexibel zugänglich vorliegen. Der Bremer Jacobs-University-Professor Peter Baumann hat mit „Rasdaman“ (Raster Daten Manager) ein System entwickelt, das Unternehmen genau dies ermöglichen soll. Das Beispiel „Rasdaman“ zeigt, wie viel Potenzial noch im Bereich Big Data steckt. Auch für regionale Unternehmen sieht der Daten-Experte Chancen und Bedarf.

Entwicklung ermöglicht Flexibilität und Skalierbarkeit der Daten

Tera- und Gigabytes überfluten die IT-Infrastruktur von vielen Unternehmen. Ein Großteil der gesammelten Daten sind unstrukturierte Informationen, die gesteuert und geordnet werden müssen. Peter Baumann beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit dem Big-Data-Trend und suchte nach Lösungen, um die aufkommenden Datenmengen zu strukturieren. Er spezialisierte sich dabei auf sogenannte Raster-Daten, also Geodaten von Satelliten. Seine Lösung: Der „Raster Daten Manager“.

Rasdaman bietet einen Open-Source-Informationsdienst für großvolumige, wissenschaftliche Daten. Die Lösung soll das Datenvolumen verringern und die Auswertung von Sensor-, Bild- und Simulationsdaten sowie statistische Daten aus dem Einsatz von Satelliten optimieren. Baumanns Technologie ermöglicht die Ablage der Daten in einer Datenbank sowie die Abfrage mit SQL. Mit der speziellen Datenbank-Anfragesprache „ScienceSQL“ können auch multidimensionale Daten gezielt analysiert werden.

„Eine der innovativsten Lösungen unserer Zeit“

Für Rasdaman ist der Bremer Wissenschaftler jüngst mit dem internationalen Copernicus Masters Award ausgezeichnet worden. Den Sieg errang er in der Kategorie „T-Systems Big Data Challenge“. „Wir haben es bei dieser Technologie mit einer der innovativsten Lösungen unserer Zeit zu tun“, so Jurry de la Mar, Leiter des Bereichs International Sales bei T-Systems.
Neu an seinem „Rasdaman“-System sei die Flexibilität und Skalierbarkeit der Daten, erklärt Baumann: „Bisher sind solche Systeme nur von IT-Spezialisten bedienbar gewesen. Mit der Rasdaman-Technologie sollen nun alle Mitarbeiter eines Unternehmens auf die sogenannten ‚Big Science Data‘ zugreifen können.“

Satellitenbilder werden für die Waldbrandbekämpfung ausgewertet

Baumann bekam im Lauf der Zeit zunehmend Anfragen von Unternehmen, die ihre komplexen Daten besser managen wollten. Der Jacobs-University-Professor entschied sich daher gemeinsam mit fünf Mitarbeitern für eine Ausgründung, um den industriellen Teil abzudecken und das Vorhaben zu kommerzialisieren. Zudem arbeitet der Professor mit einer Forschungsgruppe aus Studenten an weiteren Entwicklungen.

Das präzise Auswerten von Satellitendaten stößt auch in der Raumfahrtbranche auf großes Interesse: Baumanns Firma entwickelte eine Standardisierung, die die Archive der NASA und ESA zusammenführte. Die Satellitenbilder werden in den USA und der EU für die Waldbrandbekämpfung und -vorbeugung ausgewertet.

Zudem arbeitet Rasdaman mit dem deutschen und britischen Wetterdienst zusammen, um lokale Klimaanomalien zu analysieren. Derzeit entwickelt das Unternehmen für den britischen Wetterdienst einen Standard, mit dem Flugzeuge während des Flugs auf Informationen zur aktuellen Wetterlage zugreifen können – bisher überraschenderweise noch kein Standard in der Luftfahrtbranche.

Potenzial im Bereich Client-Entwicklung

Das intelligente Sammeln, Verarbeiten und Analysieren von großen Datenmengen bietet auch für regionale Anwendungs- und Lösungsanbieter Entwicklungschancen. „Der Mensch muss die Oberfläche solcher Anwendungen bedienen können“, sagt Peter Baumann. Dafür müssten Funktionalitäten standardisiert werden. Gerade weil kleine und mittelständische Unternehmen wenig Zeit dafür haben, sehe er in der Entwicklung von nutzerfreundlichen Anwendungen für IT-Unternehmen noch großes Potenzial.

Die Verarbeitung, Erfassung und Speicherung von Big Data birgt Herausforderungen, es offenbart aber auch das Potenzial für den Mittelstand: „Hier werden neue Geschäftsmodelle entstehen“, schätzt Baumann. Mit den neuen Technologien sollen nicht nur die Kosten in Unternehmen optimiert werden, sondern auch Prozesse effizienter gesteuert werden: Sie könnten in Bereichen wie Controlling, Budgetierung, Wettbewerbsanalysen oder für die Verbesserung des IT-Traffics eingesetzt werden.