„Startup Month“: Bremen wird als Standort für Gründungen attraktiv
Der menschliche Körper erneuert sich im Laufe eines Lebens immer wieder: Zellen werden geboren, verrichten eine Weile ihre spezialisierten Dienste und sterben dann wieder ab, woraufhin sie von neuen Zellen ersetzt werden. In der Wirtschaft geht es kaum anders zu: Bundesweit werden jährlich 300.000 Unternehmen neu gegründet, während viele andere vom Markt verschwinden. Damit ein Standort jung und vital bleibt, ist es wichtig, dass möglichst viele neue „Zellen“ nachwachsen. Bremen hat dabei in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Der April 2016 wurde nun zum „Startup Month“ ausgerufen, um die Aufmerksamkeit auf die Gründerszene und die mit ihr verbundenen Chancen für etablierte Unternehmen zu werfen.
Den Kern der Aktivitäten im Startup Month bilden zwei große Konferenzen:
• 7.-8. April: Disrupt Space. Das Event richtet sich speziell an Unternehmen, die im Bereich Luft- und Raumfahrt aktiv werden wollen. Die Gründer können dabei ursprünglich aus beliebigen anderen Branchen kommen.
• 22.-24. April: Start-up Weekend CleanTech. Teams entwickeln gemeinsam neue Konzepte zu Themen wie Energie, Recycling, Informationstechnologie, Elektromotoren und Transport.
Stammtisch von bremen bigitalmedia greift das Thema kontrovers auf
Auch Bremen Digitalmedia greift das Thema beim Stammtisch am 14. April auf: Im Rahmen eines „Hausbesuchs“ bei Team Neusta tauchen wir in die Welt der Start-ups ein. Das Softwarehaus mit 800 festen und 400 freien Mitarbeitern hat sich in den vergangenen Jahren an zahlreichen Start-ups beteiligt. Der geschäftsführende Gesellschafter Carsten Meyer-Heder und Vertreter der jungen Unternehmen werden beim Stammtisch von ihren Erfahrungen berichten.
Dabei werden auch kritische Fragen angesprochen, denn der Start-up-Boom bringt einige fragwürdige Entwicklungen hervor. „Ich bin etwas ernüchtert über die Leistungsbereitschaft mancher Gründer“, berichtet Meyer-Heder. „Für einige ist es eine Wette: Sie wollen nur einen Deal machen, nicht die Gesellschaft nach vorne bringen. Die brennen für Geld, aber sie müssen für die Idee brennen.“
Hoffnungsvolle IT-Gründungen
Gründer, die mit Leidenschaft ihr Unternehmen aufbauen, sind in Bremen jedoch auch häufig zu finden. Meyer-Heder selbst nennt unter anderem das Start-up Trusted Blogs, ein Online-Magazin aus Blog-Beiträgen. Dort haben sich innerhalb kurzer Zeit bereits 2500 Blogger angemeldet, um eine größere Reichweite zu und mehr Vermarktungserlöse zu erzielen. Auch „Spaktor“, eine Suchmaschine für Videos, sei auf einem guten Weg, so Meyer-Heder.
Außerhalb des Dunstkreises von Neusta finden sich ebenfalls interessante IT-Gründungen. BeamNG entwickelt beispielsweise neue Simulationstechnologien und hat schon eine große Fan-Gemeinde rund um das Autorennspiel „BeamNG.drive“ gewonnen. Die enge Beziehung zu den Anwendern wird intensiv für dessen Weiterentwicklung genutzt. Das Start-up „Einfach Sprechen“ bietet unterdessen eine App an, die Schlaganfallpatienten beim Wiedererlangen ihrer kognitiven Fähigkeiten unterstützt. Dafür kooperieren die Gründer eng mit Logopäden.
Die Scils GmbH ist bereits einige Jahre am Markt aktiv – sie entwickelt Labor-Software für den Einsatz mit Massenspektrometern. Verschiedene Forschungseinrichtungen nutzen das Produkt bereits, beispielsweise für die Suche nach Krebstherapien.
Umfangreiches Förderangebot
Die genannten Gründer haben alle auf verschiedene Elemente der umfassenden Bremer Förderlandschaft zugegriffen. Zentrale Anlaufstelle ist die Gründungsleitstelle B.E.G.IN, die beim RKW angesiedelt ist, aber alle relevanten Organisationen miteinander vernetzt. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen die Gründerzentren, in denen günstige Räumlichkeiten samt Infrastruktur gemietet werden können. Nicht zuletzt werden natürlich auch finanzielle Unterstützungen durch die Wirtschaftsförderung oder die Bremer Aufbau-Bank in Anspruch genommen.
Darüber hinaus treten private Mittelgeber immer öfter in Szene. Während die Business Angels Weser-Ems bereits seit Jahrzehnten im Hintergrund wirken, engagieren sich neben Neusta mittlerweile auch andere größere Unternehmen wie OHB und SWB. Letztere haben im alten Postamt 5 den „Kraftwerk City Accelerator“ eingerichtet, in dem ausgewählte Gründungsteams jetzt ihre neuen Geschäftsmodelle zur Marktreife bringen können. Die international besetzten Start-ups werden jährlich im Rahmen des Wettbewerbs „Smart Tech Trophy“ ausgewählt. SWB will mit der Initiative mehr Innovationen von externen Akteuren ins Unternehmen holen.
Weitere Veranstaltungen
Im Rahmen des Startup Month erhalten sowohl Gründungswillige als auch etablierte Unternehmen zahlreiche weitere Anregungen, wie sie vom Gründungsstandort Bremen profitieren und ihn bereichern können. Die „Brennerei next generation lab“ ist mit zwei Veranstaltungen dabei: Am 21. und 27. April finden Innovationswerkstätten unter dem Oberthema „Reinventing Startups“ statt – „Wie lassen sich Praktiken von TEAL-Organisationen auf Start Ups anwenden?“ und „Führen ohne Management“. Am 3. Mai rundet das Innovationsnetzwerk i2b das Angebot mit einer Veranstaltung zum Thema „Start-up-Ökosystem Bremen – New Space“ ab.