EU-Projekt: Big Data in der Medizin
Der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitsbereich ermöglicht das Sammeln extrem großer Datenmengen. Aufgrund der Vielfalt dieser Daten werden in der medizinischen Behandlung gesundheitsrelevante Ereignisse und Entwicklungen jedoch häufig übersehen. Im nun gestarteten EU-Projekt “CrowdHealth” entwickelt der Forschungsbereich Cyber-Physical Systems des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) gemeinsam mit internationalen Partnern eine sichere digitale Plattform, die die Integration großer Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen ermöglicht und als Entscheidungsunterstützung für das Gesundheitswesen dienen soll.
In den vergangenen Jahren hielten im Gesundheitsbereich unter dem Begriff E-Health zunehmend Informations- und Kommunikationstechnologien Einzug, ebenso wie Sensoren und Anwendungen, die die personalisierte Behandlung unterstützen. Dadurch lässt sich heute eine Vielzahl gesundheitsrelevanter Daten erfassen, wie Blutdruck, Herzfrequenz und Blutzuckerspiegel. Allerdings sind die derzeit gesammelten Daten sehr unterschiedlich und verteilen sich auf verschiedene Gesundheitsdienstleister und Systeme, die unabhängig voneinander arbeiten.
Ziel des von der Europäischen Kommission geförderten internationalen und multidisziplinären Verbundprojekts Crowdhealth ist es, diese Daten einheitlich zu integrieren und Analyseerkenntnisse Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen, um sie etwa bei der Erarbeitung von Zielen und Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu unterstützen.
Eine von den Partnern entwickelte Plattform integriert dafür Big Data-Technologien entlang des gesamten Datenpfads und stellt Data as a Service (DaaS) sowie Analysewerkzeuge bereit. Ein wesentlicher Fokus liegt dabei auf dem Schutz der persönlichen Daten und der Frage, wie sich die Projektvorhaben unter Berücksichtigung nationaler und europäischer Datenschutzregelungen technisch realisieren lassen.
Zudem schlägt das Projekt einen Wandel hin zu ganzheitlichen Patientenakten vor, die die herkömmlichen Krankenakten um zusätzliche gesundheitsbezogene Daten, wie Aktivitäts-, Lifestyle- und Ernährungsdaten, ergänzen.
Der DFKI-Forschungsbereich Cyber-Physical Systems unter Leitung von Prof. Rolf Drechsler entwickelt in Crowdhealth intelligente Unterstützungssysteme zur automatisierten Sammlung von zuverlässigen, qualitativ hochwertigen Daten gesundheitsrelevanter Faktoren, zum Beispiel Aktivitäten des täglichen Lebens oder Ernährungsgewohnheiten, um diese zu ganzheitlichen Patientenakten verdichten.
Mit diesen Systemen, die mit Tablet, Smartphone oder Smart Watch verbunden sind, werden Probandinnen und Probanden ausgestattet, um sie beispielsweise beim Einkaufen, Kochen oder Sporttreiben zu unterstützen. Big Data-Algorithmen analysieren und vergleichen die gesammelten Daten und können dadurch Korrelationen von Lebensstil und Ernährung zum Gesundheitszustand aufspüren. Dabei werden die Daten so zusammengefasst, abstrahiert bzw. anonymisiert, dass der Schutz der Privatsphäre gewährleistet ist.
Insgesamt sollen in CrowdHEALTH europaweit mehr als 200.000 Nutzerinnen und Nutzer an fünf Pilotstudien teilnehmen, die von den kooperierenden Institutionen in unterschiedlichen europäischen Ländern durchgeführt werden. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Förderprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020 mit einer Laufzeit von drei Jahren gefördert.