Bildungsmonitor 2017: Bremen glänzt im Bereich „Hochschule/MINT“
Ob PISA-Studien oder Bildungsmonitore – Bremen schneidet bei nationalen und internationalen Vergleichsstudien im Bildungsbereich aus verschiedenen Gründen traditionell schlecht ab. Auch der aktuell erschienene Bildungsmonitor 2017 platziert das Bundesland auf dem vorletzten Platz. Eine Ausnahme bildet der Bereich „Hochschule/MINT“: Hier belegt Bremen den Spitzenplatz. Bildungssenatorin Claudia Bogedan sieht im MINT-Bereich, der nicht zuletzt von den starken Studienangeboten in den digitalen Medien profitiert, ein Vorbild für die Aufwertung anderer Bildungsbereiche. MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Bundesweit kaum Fortschritte
Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) bewertet anhand von zwölf Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert. Bundesweit sehen die Verfasser einen bedenklichen Trend: „Die Fortschritte der Länder bei der Stärkung der Leistungsfähigkeit ihrer Bildungssysteme haben deutlich nachgelassen. Im Durchschnitt haben sich die Bundesländer seit dem Bildungsmonitor 2013 pro Jahr nur noch um 0,7 Punkte verbessert. Zum Vergleich: Zwischen dem Bildungsmonitor 2010 und 2013 war der jährliche Fortschritt im Durchschnitt mit 2,6 Punkten fast viermal so groß, im Zeitraum davor sogar noch größer.“
Dass ein Haushaltsnotlageland dabei vergleichsweise gut abschneiden kann, zeigt das Saarland: Es hat sich im Bildungsmonitor am stärksten verbessert – aufgrund höherer Bildungsausgaben, besserer Betreuungsrelationen an den Schulen, gesteigerter Forschungsleistungen der Hochschulen und einer erhöhten Zahl an Studienabsolventen.
Kritik an geringen Ausgaben für Bildung in Bremen
Bremen wird dagegen deutliches Verbesserungspotenzial bei den Bildungsausgaben, der Schulqualität und der Bildungsarmut bescheinigt. „In Relation zu den sonstigen öffentlichen Ausgaben sind die Bildungsausgaben je Schüler gering“, urteilen die Verfasser der Studie. Und: „Im Durchschnitt erreichen die Schüler in den Kompetenztests schlechte Ergebnisse. Wie die Schulvergleichstests zuletzt auch im Lesen zeigten, erreichen viele Schüler nicht die Mindeststandards.“
Es gibt jedoch auch Lob: „Bremen weist in den Handlungsfeldern Hochschule/MINT, Zeiteffizienz und Berufliche Bildung Stärken auf.“ So würden in Bremen – gemessen an der akademischen Wohnbevölkerung und am Bedarf von Wirtschaft und Wissenschaft – viele Akademiker ausgebildet, erklären die Autoren. Die Umstellung auf Bachelorstudiengänge sei weit vorangeschritten; wenige Ausbildungsverträge würden vorzeitig aufgelöst. Auch sei das Ausbildungsstellenangebot in Relation zur Bevölkerung sehr hoch.
Einen Spitzenwert nimmt Bremen ebenfalls beim Anteil der MINT-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler am wissenschaftlichen Personal ein: In Bremen sind es 48,5 Prozent, der Bundesdurchschnitt liegt bei 34,5 Prozent. Auch beim Anteil der Absolventen in Mathematik und Naturwissenschaften erreicht Bremen den ersten Platz (Bremen: 19,4 Prozent; Bundesdurchschnitt 14,4 Prozent).
MINT-Förderung hat sich bewährt
Bildungssenatorin Claudia Bogedan führt die Stärken darauf zurück, dass auf die entsprechenden Bereiche seit vielen Jahren ein starker Fokus gelegt wurde. „Die Hochschulen leisten hier exzellente Forschung, das ist schon lange Jahre bekannt und dafür wird auch viel getan“, sagte sie gegenüber dem Deutschlandfunk. „Und das Gleiche gilt für den MINT-Bereich. Wir haben hier auch einen Arbeitsmarkt, der insbesondere natürlich auch darauf abgestellt ist, dass wir MINT-Förderung ganz nach vorne stellen.“
Man sehe daran, dass Förderung funktioniere, so Bogedan. Wenn es gelinge, die Förderung in anderen Bereichen so zu intensivieren wie bei MINT, könne auch dort die Qualität deutlich gestärkt werden. Aktuell werde beispielsweise ein besonderer Schwerpunkt bei der Sprachförderung der Kinder gesetzt.
Erfolgsmodell: Duale Informatik-Studiengänge
Der Erfolg im MINT-Bereich beruht unterdessen auch darauf, dass Wissenschaft und Wirtschaft dort teilweise intensiv zusammenarbeiten. Am sichtbarsten ist dies beim Dualen Studium Informatik (Bachelor) und beim Dualen Masterprogramm Informatik: Beide wurden auf Initiativen aus Unternehmen heraus gestartet und werden vom Förderverein bremen digitalmedia getragen. Dabei ist es gelungen, sowohl die Universität als auch die Hochschule Bremen einzubeziehen – und die organisatorische Abstimmung mit der Berufsschule zu leisten. Die Programme locken mittlerweile bundesweite Bewerber nach Bremen.
Am 22. September 2017 werden wieder die aktuellen Absolventinnen und Absolventen des Dualen Studiengangs Informatik und des Dualen Masterprogramms Informatik in einem feierlichen Rahmen im Haus der Wissenschaft entlassen.