Review: Stammtisch bremen digitalmedia Dezember 2017

In der Werkstatt des Autohauses Kossmann diskutieren Interessierte aus der Szene zum Thema „Digitalisierung im Handwerk“.

Am vergangenen Donnerstag trafen sich zum vierten und letzten Mal in 2017 Netzwerker/innen der Bremer IT-und Medienszene, um sich im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Stammtisches auszutauschen, diesmal über das Thema „Digitalisierung im Handwerk“. Gast und zugleich Gastgeber war Hans Jörg Kossmann, stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Bremen und Geschäftsführer des Autohauses Kossmann in der St.-Jürgen-Straße. In der stimmungsvollen und passenden Atmosphäre der Autowerkstatt versammelten sich rund zwanzig Teilnehmer/innen um eine Hebebühne, die zuvor mit einer großen Holzplatte zum Stehtisch umfunktioniert worden war.

Zu Beginn der Stammtischrunde zeichnet sich von den teilnehmenden Handwerksvertretern ein eher kritisches Bild gegenüber dem Thema Digitalisierung ab. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass der Begriff Digitalisierung ohne eingehendere Betrachtung zunächst sehr nach hochfunktionalen Maschinen und dem Ersatz von menschlicher Arbeitskraft klingt. Auf die Frage, ob die Werkstatt der Zukunft eher einer PC-Reparatur-Werkstatt ähneln könnte, antwortet Kossmann mit einem entschiedenen Nein. „Was sich in naher Zukunft ändern wird, ist, dass wir mehr Steckdosen in der Werkstatt brauchen“, entgegnet Kossmann und spielt damit auf die steigende Zahl der Elektroautos an. Schon heute müssten die Weichen für diese Zukunft gestellt werden. Das passiere allerdings nicht zwangsläufig, in dem man sich computergestützte Werkzeuge in die Werkstatt stelle, sondern in dem man in die Ausbildung geeigneter Berufsfelder wie z.B. dem des Hochvolttechnikers investiere.

Jan Heitkötter, Referent für Bildung, Politik und Projekte der Handwerkskammer Bremen, steht dem Thema Digitalisierung offen gegenüber. Mit einem Augenzwinkern bedankt er sich bei Kossmann dafür, dass er am heutigen Abend den „Prototypen eines Handwerkes“ verkörpere. „Handwerk ist Vielfalt, das hat sich für mich über all die Jahre immer wieder bestätigt“, so Heitkötter. Und genau diese Vielfalt bietet Möglichkeiten. Die Möglichkeit, seine Werkstatt digital aufzurüsten, seinen Kundenkontakt online abzuwickeln oder Bestellungen über das Internet vorzunehmen. Wenn man sich den Begriff Digitalisierung in seiner Bedeutung einmal genau anschaut, nämlich das Ersetzen analoger Prozesse, Objekte und Ereignisse in digitale Lösungen, dann hat inzwischen so ziemlich jeder Handwerksbetrieb eine Form der Digitalisierung durchlebt.

Und dennoch: Das Wort stellt für viele nach wie vor ein Schreckgespenst dar, betrachtet man den Begriff jedoch im Detail, kann eben diesem Gespenst schnell der Schrecken genommen werden. Jeder muss für sich prüfen, was für den eigenen Betrieb anwendbar ist. Im weiteren Austausch finden sich immer wieder neue Beispiele, wie und wo eine digitale Lösung gut funktioniert. Dank des Sohnes habe das Autohaus Kossmann seit einigen Jahren eine eigene Homepage, nicht selten werde Hans Jörg Kossmann darauf angesprochen.

Nach rund anderthalb Stunden ist ein Stimmungswechsel zu spüren: Wurde das „Schreckgespenst“ Digitalisierung zu Beginn noch durchaus kritisch gesehen und eine Reihe negativer Begleiterscheinungen angeführt, zeigen viele Teilnehmer auch positive Beispiele auf, die verdeutlichen, wie digitale Prozesse den Arbeitsalltag vereinfachen können. Als Sammelbegriff zunächst noch bedrohlich klingend, kann bei genauerer Betrachtung dem digitalen Wandel in Detailbereichen durchaus ein großer Nutzen zugesprochen werden. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, welchen Trend er mitgeht. DIE Digitalisierung müsse keiner von heute auf morgen in seinem Betrieb umsetzen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Und viele digitale Errungenschaften möchten auch Skeptiker heute nicht mehr in Ihrem Arbeitsalltag missen. Siegrid Schierenbeck von Mediation-Schierenbeck findet schließlich die Worte für den Tenor des Abends: „Digitalisierung ist kein Mount Everest und selbst wenn, kann auch der bestiegen werden.“