„Kunst meets Digitalisierung“
Auf unserem 3. Stammtisch wurde angeregt darüber diskutiert, wie der Zugang zur Kunst in der digitalen Welt aussehen kann.
„Maximal fünf Prozent der deutschen Bevölkerung gehen ins Museum“, sagt Jasmin Mickein, Pressesprecherin der Kunsthalle Bremen. Vergangenen Dienstag, am 08. Oktober 2019, hat sie zusammen mit ihrer Kollegin Katja Riemer im Rahmen unseres Stammtisches Einblicke in ganz unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung der Kunsthalle gegeben.
Die Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ wollte nicht nur die übrigen 95 Prozent ansprechen, sondern kam zudem mit digitalen Themen wie Internet und sozialen Medien in Berührung. Und tatsächlich: Die Ausstellung erreichte ein deutlich jüngeres Publikum. Liegt das Durchschnittsalter sonst bei etwa 55 Jahren, waren die What is love?-BesucherInnen im Schnitt etwa 37 Jahre alt. Sogar der britische Nachrichtensender BBC und die Tagesthemen berichteten über die Ausstellung – das habe Seltenheitswert.
Katja Riemer, Leiterin des Projekts „Digitalisierung des Kupferstichkabinetts“, kümmert sich seit 2014 um die Digitalisierung von über 200.000 Werken aus dem Kupferstichkabinett. Die Werke auf Papier werden in die öffentlich zugängliche Onlinedatenbank aufgenommen. Und das klingt einfacher, als es ist. „Allein die Verschlagwortung ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Katja Riemer. Wer habe in so einem Fall die Deutungshoheit und legt fest, nach welchen Schlagworten beispielsweise nach einem Heiligenbild gesucht wird? Wie verhält es sich, wenn auf dem Bild auch ein Hund oder eine Maus abgebildet sind? Kann es sinnvoll sein, diese für das Bild in die Verschlagwortung mit aufzunehmen?
Riemer sorgt zudem dafür, dass viele Ausstellungsstücke der Bremer Kunsthalle online einsehbar sind. Seit Anfang des Jahres ist die Kunsthalle Bremen bei Google Arts & Culture auch virtuell begehbar. Insgesamt 22 Ausstellungsräume sind in 360°-Ansichten in Form des Google Street Views begehbar. Darüber hinaus sind rund 200 Werke aus der Sammlung mit Texten versehen und warten auf eine detaillierte Betrachtung. Darunter auch die Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“. Seit Anfang des Jahres haben bereits 85.000 User der Kunsthalle Bremen einen Onlinebesuch abgestattet und zwar aus der ganzen Welt. „Etwa 40 bis 60 Sekunden schauen sich User im Durchschnitt ein Objekt an, das ist wirklich sehr lang“, sagt Riemer. Und wie passen Kunst und Museen in die digitale Welt von Morgen? Darüber tauschten sich die 15 Teilnehmenden im Anschluss angeregt aus.
Noch bis zum 18. Oktober ist die Kunsthalle Bremen geschlossen. Am 19.10. öffnet sie mit dem Start der IKONEN Ausstellung wieder ihre Türen. Ein Novum ist, dass für diese Ausstellung das komplette Museum bespielt wird und die Dauerausstellung weichen muss.