DIN Spec 33453: Wie Unternehmen digitale Dienstleistungen entwickeln können
Ein Maschinenbauer, der seinen Kunden eine vorausschauende Instandhaltung anbietet, ein Hersteller von 3D-Druckern, der online ein Informationsportal für seine Produkte aufbaut – an der Entwicklung digitaler Dienstleistungen führt für Unternehmen kein Weg vorbei. Doch für viele, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, stellen sie eine große Herausforderung dar. Wissenschaftler und Praktiker aus ganz Deutschland unter Beteiligung eines Teams der Jacobs University Bremen haben nun eine Verfahrensbeschreibung herausgegeben, die die Entwicklung dieser digitalen Services vereinfachen soll – die DIN Spec 33453.
Hinter der Bezeichnung DIN Spec 33453 verbirgt sich eine Prozessbeschreibung mit einem Werkzeugkasten. Dieser ist gefüllt mit Methoden, die Unternehmen aus dem industriellen Umfeld dabei unterstützen, innovative digitale Services zu entwickeln. Bislang greifen Betriebe bei der Produktentwicklung meist auf starre Prozesse zurück und übertragen diese auf digitale Dienstleistungen. Die Entwicklung und das Angebot digitaler (smarter) Dienstleistungen folgen aber einer grundsätzlich anderen Logik als Ansätze der traditionellen Produktentwicklung – nämlich der Logik einer agilen Entwicklung. Digitale Dienstleistungen müssen immer konsequent auf den Kundennutzen ausgerichtet sein. Der Entwicklungsprozess startet mit dem Erkennen von Kundenbedürfnissen und -werten, um darauf aufbauend eine Dienstleistung zu entwickeln, möglichst mit dem Kunden zusammen. Es geht also nicht darum, was ein Anbieter bisher produziert hat (zum Beispiel Flugzeugturbinen), sondern was der Kunde möchte (etwa eine garantierte Laufleistung). Ein Umdenken in den Unternehmen ist notwendig.
„Viele Unternehmen wissen nicht, wie digitale Services zu entwickeln sind. Dabei sind sie kein Zauberwerk. Die DIN Spec 33453 hilft ihnen, sie funktioniert wie ein Handbuch“, sagt Dr. Christoph Lattemann, Professor für Business Administration und Information Management an der Jacobs University. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden Beke Redlich und Simon Fischer war Lattemann in dem Gremium aus 75 Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen vertreten, das die DIN Spec 33453 verfasst hat. Das Verfahren löst einen Vorgänger aus dem Jahr 1998 ab.
In das Vorhaben, das vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert und vom Verbundprojekt Digivation organisiert wurde, hat das Team der Jacobs University seine Expertise aus dem Design Thinking eingebracht und dazu auch Workshops für das Gremium durchgeführt. Design Thinking ist ein Ansatz der kreativen Innovationsentwicklung, der die Bedürfnisse der Nutzer in den Mittelpunkt stellt. Dabei arbeiten interdisziplinäre Teams zusammen, um Lösungen zu finden, die aus Sicht der Kunden überzeugend sind. Mit der D-Forge an der Jacobs University in Bremen ist seit 2012 die erste Design Thinking Werkstatt im Nordwesten Deutschlands beheimatet.
Weitere Informationen gibt es hier: www.jacobs-university.de/news