Ausbildung als Chance für kleine Kreativ-Unternehmen
Rund 50 Bremer Betriebe der Kreativwirtschaft nutzen „AusKuK“ bereits als kostenloses „externes Ausbildungsmanagement“
Freiberufler und Inhaber von kleinen Unternehmen in der Kreativwirtschaft sind auf den unterschiedlichsten Wegen in den Beruf gestartet, aber nur wenige von ihnen haben eine Ausbildung absolviert. Entsprechend fern liegt ihnen der Gedanke, selbst Ausbildungsplätze anzubieten. Die in Frage kommenden Tätigkeiten werden meist von Praktikanten oder freien Mitarbeitern erledigt – oder vom Chef bzw. der Chefin selbst.
Dass hier ein erhebliches Potenzial brach liegt, hat das Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. (BWU), ein Kooperationspartner von bremen digitalmedia, vor rund drei Jahren erkannt. Nicht nur die Jugendlichen können von den oft sehr attraktiven Ausbildungsmöglichkeiten profitieren, sondern auch die Unternehmen selbst: sie erhalten „formbare“ junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die je nach Berufsbild eine breite Palette unterschiedlicher Aufgaben übernehmen können. Von der Buchhaltung über die Veranstaltungstechnik bis hin zur Multimedia-Produktion reicht das Spektrum.
Crossmediale Ansprache von Jugendlichen
Das BWU betreibt daher im Rahmen des Bundesprogramms „Jobstarter“ ein dreijähriges Projekt, das kleine und mittlere Unternehmen in der Kreativwirtschaft bei der Einrichtung und Besetzung von Ausbildungsplätzen unterstützt. „AusKuK“ heißt die Initiative, deren besondere Herangehensweise in der crossmedialen Ansprache von Jugendlichen liegt.
Neben einem Newsletter und klassischer Pressearbeit setzt das BWU-Team vor allem auf neue Medien. „Jugendliche recherchieren im Internet“, erklärt Projektleiterin Annette Fischer. Daher sei eine Kooperation mit dem Portal job4u.de gestartet worden, das unter den Jugendlichen in der Region Bremen sehr bekannt sei und eine hohe Akzeptanz genieße.
Dort wird nicht nur das Projekt „AusKuK“ vorgestellt, sondern es werden auch Stellenanzeigen veröffentlicht und Videos über einzelne Ausbildungsberufe präsentiert. Die Videos kommen laut Annette Fischer sehr gut an, weil sie einen starken regionalen Bezug haben. Jugendliche, Betriebe und Orte in den Filmen kämen alle aus der Region. Die bis jetzt verfügbaren beiden Videos über die Fachkraft für Veranstaltungstechnik und die Veranstaltungskauffrau wurden beide in Kooperation mit der Firma Avilux – mit der das BWU schon lange in verschiedenen Ausbildungsprojekten zusammenarbeitet – hergestellt. Beteiligt waren ehemalige und aktuelle Auszubildende, die über das BWU vermittelt wurden.
Kandidaten werden mundgerecht serviert
Unternehmen, die den Service in Anspruch nehmen, erhalten eine Art „externes Ausbildungsmanagement“, und zwar kostenlos. Sie werden zunächst ausführlich beraten, inwiefern die Ausbildung für sie in Frage kommt und welche Verpflichtungen damit verbunden sind.
Eine Hürde, die genommen werden muss, ist beispielsweise die Ausbildereignungsprüfung durch die Handelskammer. Nicht nur Berufserfahrung muss nachgewiesen werden, sondern auch pädagogische Kompetenz. Das BWU unterstützt die Kandidaten jedoch bei der Vorbereitung.
„AusKuK“ sorgt anschließend für die Veröffentlichung des Ausbildungsplatzes und filtert geeignete Bewerber heraus. Diese stellen sich dem Unternehmen dann vor. In der Regel folgt zunächst ein Praktikum oder eine Probearbeit, damit beide Seiten wissen, ob sie zueinander passen. Wenn dies erfolgreich ist, kann es losgehen. Andernfalls wird weitergesucht, bis ein passender Kandidat gefunden ist.
Aha-Effekt in den Betrieben
Auf diese Weise hat „AusKuK“ bereits 73 zusätzliche Ausbildungsplätze in Bremen geschaffen, darunter 49 in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Zu den bekannteren neuen Ausbildern zählen beispielsweise Urban Screen (Mediengestalter Bild und Ton) und Christoph Backes, der Chef der „Ideenlotsen“ (Veranstaltungskauffrau).
Die Resonanz der Unternehmen ist nach Angaben des BWU-Teams positiv. „In einigen Betrieben gab es erst einmal einen Aha-Effekt: ‚Wir können auch ausbilden!'“, berichtet Bettina Behrens.
„Die Unternehmen sind mit Leidenschaft dabei“, ergänzt Annette Fischer. „Viele Unternehmer in der Kreativwirtschaft haben große Lust, etwas zu vermitteln.“ Die Ausbildungsplätze seien für Jugendliche daher oft sehr attraktiv –auch deshalb, weil sie von Anfang an sehr stark in die Projekte eingezogen und überall mit hin genommen werden.
Angebot steht bis Ende 2012 zur Verfügung
Bis zum 31. Dezember 2012 haben Betriebe der Kultur- und Kreativwirtschaft noch Gelegenheit, diesen Service in Anspruch zu nehmen, bevor die Förderung durch Bundes- und EU-Mittel ausläuft. Aber auch im Anschluss soll „AusKuK“ noch nachwirken: „Die Ergebnisse werden so aufbereitet, dass sie auch in Zukunft genutzt werden können“, so Fischer. Veranstaltungen mit Multiplikatoren sollen ebenso zur Verstetigung beitragen wie eine Verankerung des Konzepts in der Unternehmensberatung für Kreative durch das Land Bremen.
Nicht zuletzt wird auf die teilnehmenden Unternehmen und ihre guten Erfahrungen gesetzt. „23 Unternehmen haben durch „AusKuK“ zum ersten Mal ausgebildet“, berichtet Bettina Behrens. „Dort werden langfristige Kompetenzen angelegt. Viele geben ihre Erfahrungen auch an befreundete Unternehmen weiter.“
Ansprechpartnerin: Annette Fischer, Tel. 0421 36325-26, fischer@bwu-bremen.de