Ausbildung in IT-Berufen: „Neuordnung war dringend notwendig“

Nach mehr als 20 Jahren wurden die Ausbildungsordnungen von vier dualen IT-Berufen überarbeitet. Sie wurden an technische Neuentwicklungen in den Bereichen Hard- und Software, die zunehmende Digitalisierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen sowie die wachsende Bedeutung von Datenspeicherung, Datenübertragung und IT-Sicherheit angepasst. Die Neuordnung ist seit dem 1. August 2020 in Kraft und bringt Neuerungen für Unternehmen, Berufsschule und Handelskammer mit sich.

„Natürlich haben wir für unser Unternehmen bereits geprüft, welche der Berufe für uns in Frage kommen. Vor allem die Ausbildung für Kaufleute für IT-System-Management könnte für uns sehr interessant sein“, sagt Petra Waldmüller-Schantz, Director Communications bei der Governikus KG. Das Unternehmen entwickelt und betreut IT-Sicherheitslösungen, die zu den Standardanwendungen in den Bereichen E-Government und E-Justice zählen. Governikus beschäftigt zurzeit insgesamt 15 Azubis bzw. duale Studierende.

Vier neue Berufsausbildungen

Kaufmann/Kauffrau für IT-System-Management (vormals IT-System-Kaufmann*frau) ist eine der vier Berufsausbildungen, die überarbeitet wurden. Der Schwerpunkt liegt auf Angebot und Vermarktung von IT-Dienstleistungen sowie Management und Administration von IT-Systemen. Der Ausbildungsberuf Fachinformatiker*in mit seinen bisherigen Fachrichtungen Systemintegration und Anwendungsentwicklung wird um die zwei neuen Fachrichtungen Daten- und Prozessanalyse sowie Digitale Vernetzung ergänzt. Beim Beruf IT-System-Elektroniker*in wurden insbesondere die elektrotechnischen Inhalte überarbeitet. Kaufleute für Digitalisierungsmanagement (vormals: Informatikkaufmann/-frau) managen die Digitalisierung von Geschäftsprozessen auf der operativen Ebene.

Umsetzung der Neuordnung ist eine Herausforderung

„Die Neuordnung der IT-Ausbildungsberufe ist eine gute Sache und absolut notwendig, denn die letzte Ordnung von 1997 war einfach nicht mehr zeitgemäß für den heutigen IT-Bereich“, sagt Hannes Ischebeck, Schulleiter der Europaschule Schulzentrum Utbremen. Dort gehen die Bremer IT-Auszubildenden zur Berufsschule. „Allerdings ist die Umsetzung eine große Herausforderung für unsere Schule. Zum Beispiel erfolgt bei den Fachinformatikern die Spezialisierung jetzt erst im 3. Lehrjahr. Entsprechend müssen wir unseren Unterrichtsplan anpassen und eventuell vom Blockunterricht wieder auf Berufsschultage wechseln, damit wir die Lehrer*innen weiterhin durchgehend einsetzen können.“

Neue Lehrinhalte müssen im Unterricht eingefügt werden, neu ist auch die „gestreckte Abschlussprüfung“. Demnach findet keine (unbenotete) Zwischenprüfung mehr statt, sondern die Abschlussprüfung setzt sich aus zwei bewerteten Teilen zusammen, die zeitlich voneinander getrennt geprüft werden. „Noch fehlt die Erfahrung, wie die Zwischenprüfung aussehen soll, da sie im IT-Bereich noch nie geschrieben wurde, aber das wird sich alles ergeben“, sagt Ischebeck. „Grundsätzlich ist die Anpassung richtig und sinnvoll, und wir stellen uns gerne den neuen Anforderungen. Gemeinsam mit den Unternehmen werden wir die Ausbildung gestalten. Es wird spannend, denn vieles, was zum Beispiel noch im Bereich künstliche Intelligenz erforscht wird, wird erst in den kommenden Jahren in die Anwendung kommen. Wir sind sehr offen und wollen die Bedürfnisse der Unternehmen in schulische Inhalte umsetzen.“

Zahl der Auszubildenden steigt kontinuierlich

Seit Ende der 1990er Jahre sind in den vier dualen IT-Berufen mehr als 300.000 Fachkräfte ausgebildet worden. Die Zahlen steigen stetig, das gilt nach Angaben der Handelskammer Bremen auch für das kleinste Bundesland: 2017 gab es insgesamt 178 Teilnehmer*innen bei den Abschlussprüfungen, von denen 158 bestanden haben. 2019 wurden 207 Teilnehmer*innen gezählt, von denen 192 bestanden haben.

In 2020 gab es in Bremen einen leichten Rückgang der Zahlen, der auch bei den neu geschlossenen Verträgen zu verzeichnen ist. 2019 gab es ein 319 neue Verträge, 2020 sind es bislang 291 (-8,8 Prozent). „Coronabedingt wurden in diesem Jahr über alle Berufe hinweg rund 11 bis 12 Prozent weniger Verträge bei der Handelskammer registriert, da ist der Rückgang bei den IT-Berufen vergleichswiese moderat“, sagt Björn Reichenbach, Referent im Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung der Handelskammer Bremen.

Ansprechpartner*innen

Die Handelskammer Bremen berät die Unternehmen bzw. stellt die Eignung von Betrieben für neue Berufe fest.

Jörg Schäfer: 0421 3637-268; schaeferj@handelskammer-bremen.de

Sabine Meyer 0471 92460-750; meyer@handelskammer-bremen.de

Hier bieten wir eine Übersicht über sämtliche Ausbildungsberufe in der IT- und Medienbranche.