Automatisierte Tourenplanung erhöht Effizienz von Speditionen
Das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen und die Niederlassung von Hellmann Worldwide Logistics in Bremen testen zurzeit innovative Dispositionssoftware für den Sammelgutverkehr. Nach dem jüngsten Transferprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Selbststeuerung logistischer Prozesse“ der Universität Bremen besteht großes Interesse an einer kommerziellen Umsetzung.
Disponenten in der Sammelgutlogistik müssen hoch komplexe Aufgaben bewältigen. Die stark variierende Zahl der Sendungen, die große Heterogenität bezüglich Wert, Gewicht, Volumen und Priorität sowie aktuelle, unvorhergesehene Ereignisse während des Tagesgeschäfts gilt es allesamt bei der Einsatzplanung der LKW zu berücksichtigen. „Dabei die beste Touren- und Routenplanung zu finden und diese etwa bei Staus oder nicht zustellbaren Paletten optimal anzupassen ist selbst für erfahrene Disponenten eine große, zeitintensive Herausforderung“, berichtet TZI-Mitarbeiter Max Gath, der das aktuelle Transferprojekt mit der Bremer Niederlassung von Hellmann durchgeführt hat. Deshalb wolle das TZI-Team deren Arbeit mit innovativer Dispositionssoftware unterstützen.
Software entscheidet anders als Disponent
In Tests mit echten Daten und erfahrenen Disponenten wurden die Ergebnisse des Systems bewertet und optimiert – Fahrt für Fahrt. „Am Anfang gab es schon Skepsis, weil die Software oftmals ganz andere Lösungen vorschlägt, als sie der Disponent gewählt hätte“, so Gath. Etwa einen LKW aus einer Postleitzahl-Region auf eine andere zu buchen. Das kann im Einzelfall Umwege bringen, aber insgesamt für alle Touren große Vorteile. „Die Software ist in der Lage, bei den Dispositionsprozessen alle möglichen Faktoren einzubeziehen und im Tagesverlauf sogar noch weitere Anpassungen vorzunehmen“, erklärt Gath. „Das Dynamische und Flexible ist die Alleinstellung unserer Software. Fahrten und Routen können superschnell und optimal neu verteilt werden – für jeden einzelnen LKW und immer mit Blick auf den Gesamtprozess.“
System spart Zeit und verbessert den Service
Ein Ergebnis der automatischen Disposition ist, dass terminkritische Sonderfahrten, die um 8, 10 oder 12 Uhr garantiert beim Kunden sein müssen, möglichst mit der eigenen Fahrzeugflotte abgedeckt werden. „Mit Hilfe einer automatisierten Tourenplanung können so Sonderfahrten reduziert werden“, berichtet Gath. Die Software spare Zeit, steigere die Qualität und erhöhe den Kundenservice zuverlässig. Doch der Disponent entscheide am Ende mit seinem Expertenwissen immer. Durch die automatisierte Behandlung von Standardfällen bleibt dem Disponenten auch mehr Zeit für komplizierte Sonder- und Ausnahmefälle. „Es ist das Zusammenspiel von Mensch und Computer, das Prozesse optimiert“, betont das TZI.
Hellmann verzeichnet schon Optimierungen in der Praxis
Das Ergebnis überzeugte auch die Bremer Niederlassungsleitung und die Disponenten von Hellmann. „Wir haben Interesse, mit dem Software-Tool unsere tägliche Disposition zu unterstützen und den Mehrwert zu nutzen“, berichtet Niederlassungsleiter Jens Engelmann. „Die Zusammenarbeit war gut und kooperativ. Mit den Anregungen aus dem Projekt haben wir schon erste Optimierungen bei der Tourenplanung vorgenommen.“ Neben TZI und Hellmann war als Projektpartner auch das TZI-Spin-off Aimpulse mit im Boot. „Sie haben ihre Technologie-Expertise als Berater eingebracht und werden auch die operative Umsetzung der automatisierten Disposition vorantreiben“, sagt Otthein Herzog, TZI-Professor und Projektleiter.