Studie belegt: Internetnutzung deutlich unter dem Bundesdurchschnitt / Vor allem Sicherheitsbedenken
Aus dem Weser-Kurier vom 02. Juni 2001
Der Mittelstand in Bremen hinkt in der Nutzung von Internet und E-Commerce bundesweit noch deutlich hinterher. Das ist das Ergebnis einer Betriebsbefragung der Kooperation Universität-Arbeitnehmerkammer (KUA). Derzeit sind 56 Prozent der Unternehmen in Bremen und Bremerhaven online, im Bundesvergleich nutzen 94 Prozent der Betriebe zwischen zehn und 500 Beschäftigten das Internet.
Aber auch für Bremen gilt: Je größer das Unternehmen, desto intensiver und vielfältiger die Anwendungen (Betriebe unter zehn Mitarbeiter: 38 Prozent; ab 20 Mitarbeiter: 92 Prozent). Genutzt werden überwiegend passive Formen wie Informationsbeschaffung und Darstellung des Unternehmens und seines Angebots auf einer Homepage. Nur ein Drittel der Unternehmen mit eigener Homepage bietet die Möglichkeit zu direktem Kundenkontakt (zum Beispiel Anfragen, Bestellungen). Umfangreiche E-Business-Lösungen (Transaktionen von der Bestellung bis zum Liefer- und Zahlungsverkehr, Auftragsvergabe, Lagerhaltung etc.) fanden Wissenschaftler Lothar Dorn und sein Team bei den antwortenden Unternehmen gar nicht vor.
In der Metallbranche nutzen 80 Prozent der Betriebe das Internet, im Bereich Maler/Lackierer, Raumausstatter sind es erst 39 Prozent. Die Branche Sanitär, Heitzung, Klima liegt mit 57 im Mittelfeld. Die Planungen der Unternehmen belegen, dass die Verbreitung stark wachsen wird. Vor allem größere Unternehmen gehen zu anspruchsvollen E-Business-Lösungen über. „Dort wo das Internet bereits genutzt wird, werden die Erfahrungen ausnahmslos als positiv beurteilt“, sagt Lothar Dorn. Dennoch lägen bei den Befragten Bedenken gegen die geschäftliche Nutzung von Online-Anwendungen vor. „Der Anteil der Bedenkenträger ist bei den Nicht-Nutzern allerdings höher als bei den Nutzern.“ An erster Stelle rangieren bei allen Befragten Sicherheitsbedenken. 48 Prozent halten die Sicherheit von Transaktionen im Internet für unzureichend. 46 Prozent zweifeln den wirtschaftlichen Nutzen einer Internetpräsenz für das eigene Unternehmen an. 35 Prozent halten das eigene Unternehmen für zu klein für eine sinnvolle Nutzung. 29 Prozent glauben, ihre Kunden würden den Kontakt über das Internet nicht akzeptieren und jeder Vierte beklagt fehlendes Know-how.
„Bei vielen Betrieben liegen unzureichende Kenntnisse über Anwendungsmöglichkeiten des Internet vor“ stellt Dorn fest. „Zudem führen Planungsmängel dazu, dass die Nutzung nicht effektiv ist. Viele Betriebe würden ausschließlich über Sinn oder Unsinn eines eigenen Internet-Shops nachgrübeln. Eine Nutzung für andere betriebliche Abläufe wie die Warenwirtschaft werde gar nicht in Betracht gezogen. Häufig werde die Internetpräsenz ungeplant realisiert, zum Beispiel weil die
Konkurrenz auch eine Homepage hat. Die Informationsdefizite, die für die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Einführung von E-Business-Anwendungen verantwortlich sind, können laut Dorn am ehesten durch praxisnahe Beratung und Weiterbildung behoben werden. „Allgemeine Überblicksveranstaltungen zum E-Commerce stoßen zwar auf große Resonanz, hinterlassen aber ein Handlungsvakuum.“
Redakteurin Annemarie Struß-von Poellnitz