Die richtige Einstellung: Praktikant*innen in unseren Mitgliedsunternehmen

Nur Kaffee kochen und Unterlagen kopieren? Das Klischee von gelangweilten Praktikant*innen ist längst überholt. Heute haben junge Menschen oftmals die Chance, im Unternehmen richtig mitzuarbeiten. Aber die Corona-Pandemie mit Kontaktbeschränkungen und Homeoffice hat es Unternehmen wie Nachwuchs schwer gemacht, über Praktika zueinander zu finden. bremen digitalmedia hat sich bei seinen Mitgliedern umgehört und nach Erfahrungen im Umgang mit Praktikant*innen gefragt.

Björn Upadek ist einer der zwei Geschäftsführer von Deichblick. Das Unternehmen mit rund 10 Mitarbeiter*innen produziert unter anderem Image- und Produktfilme, Videopodcasts oder Filme für Social Media. „Die besten Erfahrungen machen wir mit Studierenden, die ein studienbegleitendes Pflichtpraktikum bei uns machen. Wir als Agentur profitieren vom Perspektivwechsel: Sie bringen Ideen mit und haben einen unverstellten Blick auf bestimmte Herausforderungen“, sagt Upadek. Die Praktika dauern mindestens drei Monate, es gibt eine geringe Vergütung und vor allem jede Menge Möglichkeiten, sich in allen Phasen der Filmproduktion einzubringen. „Dazu müssen sie aber offen sein, sich selber einbringen und selbstständig Aufgaben übernehmen. Die Haltung ist wichtiger als das Fachwissen.“ Schülerpraktikant*innen nimmt Upadek in der Regel nicht. „Bei Minderjährigen müssen wir genau auf die Arbeitszeiten achten. Aber Dreharbeiten dauern oft länger, als ein*e Praktikant*in gesetzlich vorgeschrieben am Set bleiben darf.“

Praktikum als Chance für beide Seiten

Auch bei der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Clostermann & Jasper mit insgesamt rund 60 Mitarbeiter*innen in Bremen , Hamburg und Oldenburg werden hauptsächlich Studierende als Praktikant*innen genommen. „Ein Praktikum sollte für beide Seiten nicht nur eine Chance sein, sondern auch einen echten Mehrwert bieten“, sagt Steuerberater Tobias Kiehl. „Die Studierenden (aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, (Steuer-)Recht oder auch IT) haben in der Regel bereits ein gutes Fachwissen, so dass sie tatsächlich in unseren Projekten (wie zum Beispiel Wirtschaftsprüfung, oder auch forensische Datenanalyse) mitarbeiten können. Wir sehen sie daher nicht einfach als ‚günstige‘ Arbeitskräfte, sondern wollen gemeinsam herausfinden, ob sie langfristig zu uns bzw. in die Branche passen. Wenn sie geeignet sind, wollen wir ihnen möglichst auch schnell eine Perspektive (wie Festanstellung) bieten.“ Während eines mehrmonatigen Praktikums werden die Praktikant*innen, dabei auch in die Teams integriert und haben eine*n feste*n Ansprechpartner*in. Mal ist nur ein*e Praktikant*in im Unternehmen, mal mehrere. „Wenn sich jemand bewirbt, dann versuchen wir auch, das Praktikum regelmäßig möglich zu machen.“

Einschränkungen durch Corona-Pandemie

Einschränkungen gab es bei vielen Unternehmen durch die Corona-Pandemie. „Wir sind zu fast 100 Prozent ins Homeoffice gewechselt, da wäre es nur mit einem wirklich großen Aufwand möglich gewesen, Praktikant*innen sinnvoll einzubinden“, sagt Tim J. Konz, Leiter Produkte und Projekte bei engram. „Es ist uns bewusst, dass junge Menschen hier wieder einmal das Nachsehen haben, darum wollen wir das gesamte Thema Onbaording jetzt angehen, damit wir auch in Zeiten geringerer Präsenz besser aufgestellt sind.“

Auch Oliver Osmers von der G&O Automatisierung GmbH & CO. KG wünscht sich, dass die Rahmenbedingungen für Praktika wieder besser werden. „Wir bieten gerne Schüler*innen und Studierenden Praktika in den Bereichen Fachinformatik/Anwendungsentwicklung sowie Elektronik/Automatisierungstechnik an, denn so finden wir unsere Azubis und Arbeitskräfte von morgen“, sagt Osmers. „Aber durch die pandemiebedingten Einschränkungen haben wir keine Bewerber*innen mehr und ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.“

Ganz im Sinne der Berufsorientierung

Bei worldiety in Oldenburg wurden im vergangenen Jahr insgesamt sieben Schüler*innen in den Bereichen Softwareentwicklung, Systemadministration und Marketing betreut. „Insgesamt klappt das prima, trotz der Corona-Einschränkungen finden die Praktika in unseren Räumlichkeiten statt“, sagt Katharina Venohr. „Es ist zwar Arbeit, aber wir machen es gerne für interessierte Schüler*innen und leisten so unseren Beitrag für die Berufsorientierung.“ Das sei ein wichtiges Thema, das in Schulen häufig vernachlässigt werde. „Als regionaler IT-Dienstleister sehen wir es als unsere Aufgabe, die Region vollends zu unterstützen – auch im Sinne von Praktika für potenzielle Fachkräfte“, so Venohr. Sie empfiehlt eine Kooperation mit dem Programm „IT macht Schule„: Das Programm stelle Lernmaterialien für verschiedene Praktika bereit, so dass sich der Aufwand für Unternehmen reduziere.

„F.IT – Frauen in die IT“: Für ein besseres Matching

Das Projekt F.IT – Frauen in IT, das von bremen digitalmedia mit initiiert und umgesetzt und von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gefördert wird, will dem Fachkräftemangel in der IT-Branche durch gezielte Aus- und Weiterbildung von Frauen entgegen wirken und wird auch in Sachen Praktika aktiv. Insbesondere werden Unternehmen gesucht und gezielt unterstützt, die Praktika anbieten. „Wir wollen Lösungsansätze entwickeln, damit mehr Praktika angeboten und auch genutzt werden“, sagt Laura Heissenbüttel von bremen digitalmedia. „Insbesondere soll das Matching zwischen Unternehmen und Interessenten verbessert werden, damit beide Seiten sich finden und voneinander profitieren.“

Unternehmen, die IT-Praktika anbieten oder Fragen dazu haben, können sich direkt bei Eva Koball melden:

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