Finden und Binden ausländischer Fachkräfte

Sieben Männer und Frauen stehen hinter drei roten Rednerpulten auf einer Bühne, vor ihnen sitzt Publikum. Sieben Männer und Frauen stehen hinter drei roten Rednerpulten auf einer Bühne, vor ihnen sitzt Publikum.
Foto: bremen digitalmedia
Netzwerk & Kooperation

Erste Erfolge, aber auch viele Hürden

Viele Unternehmen in Deutschland haben Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal zu finden, und der demografische Wandel wird diesen Prozess auf dem Arbeitsmarkt noch beschleunigen: Bis 2025 werden laut Bundesregierung 6 Millionen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Es wird also Zeit, sich in Europa und Drittstaaten nach Fachkräften umzusehen. Beim „i2b meet up“ im Juni diskutierten Unternehmer, wo die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen einer sprachlich und kulturell vielfältigen Mitarbeiterschaft liegen.

bremen digitalmedia engagiert sich bereits seit dem vergangenen Jahr in diesem Bereich und war daher auch auf dem i2b-Podium vertreten – in Person von Björn Portillo, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbands und Vorstand der hmmh multimediahaus AG. Er stellte das Projekt vor, das bremen digitalmedia im März gemeinsam mit der Bremer Volkshochschule (VHS) gestartet hat, um Sprachförderung und IT-Ausbildung miteinander zu verknüpfen.

„Herausforderung, dass {Fachkräfte} nicht wieder abwandern“

Die Kooperation basiert unter anderem auf der Erkenntnis, dass neben den passenden Qualifikationen auch das Erlernen der deutschen Sprache eine große Hürde bei der Integration von ausländischem Nachwuchs in ein Unternehmen darstellt. Im Rahmen des Projekts stellen Mitgliedsunternehmen von bremen digitalmedia den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neunmonatige Praktikumsplätze zur Verfügung, während die VHS intensiven Deutschunterricht anbietet. Damit sollen einerseits neue Fachkräfte für den IT-Bereich gewonnen werden, andererseits soll den jungen Menschen aus wirtschaftlich geschwächten Regionen Europas eine berufliche Perspektive geboten werden.

Die Arbeitskräfte ins Unternehmen zu holen sei jedoch nur der erste Schritt, erklärte Portillo. Um die Fachkräfte für eine Karriere in Deutschland zu begeistern, brauche es in Politik, Gesellschaft und Unternehmen eine Willkommenskultur, die zum Bleiben einlädt. „Im IT- und Medienbereich wechseln viele schon nach zwei bis drei Jahren ihren Arbeitsplatz wieder. Die Herausforderung besteht darin, dass die Kräfte nicht wieder abwandern“, so Portillo. Dafür sei es wichtig, dass man innerhalb des Unternehmens eine gesunde Mischung aus Weiterbildung, privaten Veranstaltungen und Vernetzung in der Firma organisiere.

„Ebenso wichtig, die Dinge zum Leben zu {organisieren“}

Zur Willkommenskultur gehöre jedoch nicht nur der neue Job. Die Neuankömmlinge müssten auch bei der Anmeldung von Versicherungen, Wohnung oder Pkw unterstützt werden. „Es ist ebenso wichtig, die Dinge zum Leben zu organisieren“, so Portillo. „Das ist für kleinere Unternehmen natürlich schwierig zu leisten.“

Andreas Heyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) bestätigte diese Einschätzung: „Die Individualbetreuung der ausländischen Fachkräfte ist nicht ausreichend.“ Er forderte, die Angebote für diese Zielgruppe in Bremen stärker zu bündeln.

Formale {Gleichstellung} der Berufsabschlüsse wichtig

Monika Bartels vom RKW leitet das bundesweite Netzwerk IQ, das Migranten den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern soll, und sieht sich als Schnittstelle zwischen den Fachkräften und den Unternehmen. Zu ihren Kernaufgaben gehört es, Hürden bei der Integration zu identifizieren und über Lösungen zu informieren: „Viele Unternehmen wissen nicht, wie die ausländischen Berufsabschlüsse einzuordnen sind oder wie sie eine passende Fachkraft finden – dafür gibt es Infos bei uns“, erklärte sie.

Auch Volkmar Herr von der Handelskammer Bremen hat einen Mangel an Willkommenskultur beobachtet. Er setzt auf die formale Gleichstellung der Berufsabschlüsse. Alleine 500 Anträge aus Polen, Russland oder Kasachstan habe die HK Bremen im vergangenen Jahr bearbeitet. „Noch gibt es für ausländische Fachkräfte zu viele Hürden vor Ort, daran müssen Institutionen und Unternehmen arbeiten.“

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