Forschungsprojekt zur Digitalisierung des Energiesystems
Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral. Millionen von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge werden künftig aktiv ihre Einspeisung und ihren Strombezug aufeinander abstimmen. Wie lässt sich die Sicherheit und Verlässlichkeit dieses Prozesses gewährleisten? Darum geht es in einem Forschungsprojekt, das von der Deutschen Energie-Agentur (dena) initiiert wurde. An ihm sind 21 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft beteiligt, darunter die Jacobs University Bremen. Dr. Marius Buchmann leitet das Projekt auf Seiten der internationalen Universität.
Viele Erzeuger, unterschiedlichste Energiequellen, Millionen Verbraucher: Das Energiesystem der Zukunft ist komplex. Für die digitalen Prozesse ist die automatisierte, digitale und fälschungssichere Authentifizierung der einzelnen Anlagen eine grundlegende Voraussetzung. Dadurch wird die Abstimmung der Akteure und Geräte vereinfacht. „Ich will schließlich verlässlich wissen, ob der Grünstrom, für den ich meinen Nachbarn bezahle, tatsächlich vom Nachbarn kommt und ob er überhaupt genug Kapazität hat, um mich zu versorgen“, sagt Buchmann.
Der Wissenschaftler ist Projektleiter der Arbeitsgruppe „Bremen Energy Research“ an der Jacobs University. Sie befasst sich mit den ökonomischen Aspekten der Energiepolitik. „Unsere Aufgabe in diesem Projekt ist die ökonomisch-wissenschaftliche Begleitung und Bewertung der verschiedenen Techniken“, erläutert Buchmann. Wie hoch sind die Umsetzungskosten? Welcher regulatorische Aufwand ist mit ihnen verbunden? Um Fragen wie diese geht es.
Für die Identifizierung der Stromerzeuger testet die Deutsche Energie-Agentur ein sogenanntes „Machine Identity Ledger“, ein digitales und dezentrales Verzeichnis von Geräteidentitäten, das auf der Blockchain-Technologie basiert. Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von verschlüsselten Datensätzen, die als „Blöcke“ bezeichnet werden und miteinander verkettet sind. Sie ermöglicht es, Informationen mithilfe einer dezentralen, von Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam genutzten Datenbank fälschungssicher zu übermitteln. Grundlage dieses innovativen Ansatzes ist das intelligente Messsystem „Smart Meter Gateway“, das aktuell in Deutschland eingeführt wird. Basierend auf diesem System soll der Machine Identitiy Ledger eine Vertrauenskette aufbauen, um die digitale Koordination im Energiesystem zu vereinfachen.
Zu den 21 Partnern des Projektes zählen Konzerne wie EnBW Energie Baden-Württemberg, Akteure der Digitalbranche und Start-ups, die auf die Blockchain-Technologie spezialisiert sind. „Das Projekt geht einen wichtigen Schritt zur Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen im dezentralen Energiesystem. Ihn mitzugehen bringt für uns viele neue spannende Erkenntnisse“, sagt Buchmann.