Früchte auf der Datenautobahn

Ein internationales Kooperationsprojekt mit Beteiligten aus Wirtschaft und Wissenschaft soll helfen, Früchte effizienter und umweltfreundlicher zu transportieren. Sie setzen dabei auf die Digitalisierung der Behälter, in denen die Produkte zu den Händlern gebracht werden.

Der Nahrungsmittelsektor steht vor großen Herausforderungen: Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, muss er nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft McKinsey in den nächsten 20 bis 30 Jahren rund 50 Prozent mehr – und besseres – Essen produzieren. Gleichzeitig gilt es, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren, die weltweit jährlich mehr als 900 Milliarden Dollar beträgt.

Ein wichtiger Ansatz ist dabei die effizientere Auslieferung verderblicher Waren mit Hilfe digitaler Technologien. Das Bremer Forschungsinstitut ATB hat sich daher mit den Firmen Euro Pool System International, NXP Semiconductor, GS1 Germany und Mieloo & Alexander zusammengeschlossen, um den Transport von Früchten zu optimieren. Das Projekt „Intelligent Fruit Logistics“ wird von der Europäischen Union im Rahmen des Programms „Internet of Food & Farm 2020“ gefördert.

Hightech in der Obstkiste

Im Zentrum des Vorhabens steht die Digitalisierung von speziellen Behältern, die für die Verpackung und den Transport von Obst und Gemüse genutzt werden. Millionen dieser Behälter befinden sich täglich im Umlauf zwischen landwirtschaftlichen Betrieben, Händlern, Lebensmittelherstellern und Supermärkten. Alle Beteiligten haben großes Interesse daran, die Transporte so effizient wie möglich zu gestalten. Auch das Logistikunternehmen Euro Pool wünscht sich einen Echtzeit-Überblick über den Verbleib der wiederverwendbaren Behälter, die es im Rahmen des Projekts zur Verfügung stellt, um auch die eigene Lieferbereitschaft und Materialströme optimieren zu können.   

Erreicht wird der Effizienzgewinn durch die Ausstattung der Behälter mit Transpondern, die den genauen Aufenthaltsort preisgeben. Testweise werden 1000 Kisten mit der Technik bestückt. Denkbar ist auch die Ausrüstung der Kisten mit weiteren Sensoren, die beispielsweise die Einhaltung der gewünschten Temperatur beim Transport überwachen. Die Projektpartner prüfen nun die Wirtschaftlichkeit verschiedener Anwendungsszenarien, um den Nutzen der Technologie besonders auch für kleine Unternehmen zu demonstrieren.

„Wir sehen vier wesentliche Vorteile, die ein solches System mittel- bis langfristig für Betriebe bietet: die Reduzierung von Abfällen, die Rückverfolgbarkeit von Waren im Sinne der Lebensmittelsicherheit, die Automation von Dokumentationspflichten und die erhöhte Transparenz bei Lieferverzögerungen und Warenverfügbarkeit“, erklärt Harald Sundmaeker, der das Projekt bei ATB betreut. Darüber hinaus gehe die Effizienzsteigerung auch mit verringertem CO2-Ausstoß einher, betont er. Seit dem Projektstart vor zwei Jahren haben die Partner bereits die ersten „intelligenten“ Behälter entwickelt und in Softwarelösungen eingebunden. Bis Ende 2020 ist der Test der Technologie im Rahmen von mehr als 10.000 Transporten geplant.

Weitere Informationen sind hier erhältlich.