Fünf Jahre bremen multimedial
Aus dem Weser-Kurier vom 10.10.2002
Vor fünf Jahren wurde der Verein bremen multimedial gegründet. Gestern versammelten sich Mitglieder und Interessierte zu einer Art Geschäftsessen in der Böttcherstraße, als Auftakt zu einer monatlichen Veranstaltungsreihe mit dem Titel network multimedial.
Es wurde kurz zurück, vor allem aber nach vorn geblickt – in eine Zukunft, in der das künftige Medienzentrum in der Faulenstraße eine entscheidende Rolle spielen soll, hoffte jedenfalls Gastredner Bürgermeister Henning Scherf.
Der Vorsitzende des Vereins bremen multimedial, Oliver Wächter, erinnerte daran, wie alles anfing. 1997 saßen 38 Damen und Herren aus Politik, Wissenschaft und vor allem der Multimedia-Wirtschaft zusammen, geeint durch das Interesse, der noch relativ jungen Branche in Bremen ein unüberhörbares Sprachrohr zu verschaffen. Heute hat der Verein über 170 Mitqliedern und die bunte Branche, die vor allem aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht, gilt als einer der „Hoffnungsträger“ für kontinuierliches Wachstum und die Schaftung von Arbeitsplätzen.
Ziel des Vereins, so Wächter, sei nach wie vor die Unterstützung der Mitglieder, zum Beispiel durch gemeinsame Messeauftritte, und die Interessenvertretung der Wirtschaft gegenüber der Politik, womit er auch schon beim Thema des Gastvortrags von Bürgermeister Henning Scherf war: „Machen Verbände das Land unregierbar?“
Der bekennende Laie Scherf („Von dem, was Sie so machen, habe ich keine Ahnung“) eröffnete damit eine neue Veranstaltungsreihe des Vereins mit Namen network multimedial, die künftig an jedem zweiten Mittwoch im Monat zur Mittagszeit stattfinden soll (Programm siehe www.bremen-multimedial.de).
Scherf schlug einen großen Bogen von der Globalisierung über die Hanse bis zu den Gewerkschaften, um dann wieder in Bremen anzukommen. Fazit: Verbände und Vereine sind ein notwendiger Bestandteil der Demokratie, wenn auch manchmal lästig. Etliche Kollegen empfänden sie als Bremser und Störenfriede. Als ewig Leidtragenden nannte Scherf Wirtschaftssenator Hattig, der früher bei Beck’s kürzere Entscheidungswege gewohnt war. Auch seinem eigenen Arger über den Bau-Untersuchungsausschuss machte er kräftig Luft. Hier würden Investoren an den Rand der Kriminalisierung gerückt, dabei seien sie das Beste, was Bremen passieren könne. „Politiker, die das nicht kapieren können, müssten eigentlich abgewählt werden“, so Scherf.
Er forderte dazu auf, immer auch die Position des Anderen mitzudenken. Als positives Beispiel nannte er die Umstrukturierung der BLG (Bremer Lagerhaus Gesellschaft) von einem schwerfälligen Staatsbetrieb zu einem Wirtschaftsunternehmen mit starker Marktposition. Hier hätten auch die Gewerkschafter im Gesamtinteresse des Unternehmens mitgewirkt. Und an den Intendanten von Radio Bremen gewandt: „Herr Glässgen, wenn sie solche Gewerkschafter im
Hause hätten, müssten Sie Vergnügungssteuer zahlen.“ Scherf räumte ein, dass die Umgestaltung von Radio Bremen „unter brutalen Bedingungen“ geschehen müsse und forderte den Verein und die anwesenden Unternehmen auf, Glässgen bei der Gestaltung des Medienzentrums im Faulenquartier zu unterstützen, „dann könnte daraus etwas ganz Tolles werden.“
Redakteurin Annemarie Struß-von Poellnitz