Für mehr Lebensqualität: IT in Medizin und Gesundheitswesen
Ob es sich um eine Vorsorgeuntersuchung während der Schwangerschaft, die Früherkennung einer Krebserkrankung oder die Zweitmeinung zu einer Gewebeprobe handelt: Nahezu jede medizinische Diagnose wird mit IT-Unterstützung gestellt. Dieser Bereich entwickelt sich rasant, auch im Land Bremen sind zahlreiche innovative Unternehmen und Institute aktiv.
Noch etwas neuer und mindestens genauso in Bewegung ist der Markt für Therapie und Rehabilitation, auch im Alltag mit altersbedingten körperlichen Einschränkungen spielen technologische Hilfsmittel eine immer größere Rolle.
Für sichere Diagnosen
Im Bereich der Diagnostik gibt es in Bremen große Player wie die MeVis Medical Solutions AG: Komplexität und Menge von medizinischen Bilddaten wie zum Beispiel bei der Computertomographie (CT) sind in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Die Software von MeVis analysiert und verarbeitet diese Daten so, dass sie den Medizinern wichtige Informationen für die Diagnose liefern. Seit der Gründung 1997 hat sich MeVis zu einem weltweit führenden Entwickler und Anbieter in diesem Bereich entwickelt und beschäftigt heute mehr als 140 Mitarbeiter.
In Bremerhaven bietet die Hochschule einen Masterstudiengang Medizintechnik an. Zum anderen gibt es verschiedenste Projekte – beispielsweise am ttz Bremerhaven, das Unternehmen seit mehr als 20 Jahren bei ihren Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unterstützt. Dort wurde – initiiert vom Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. – unter anderem das flächendeckende Telepathologie-Netzwerk TelePath-Nord entwickelt. Über dieses digitale Netzwerk können Pathologen bei schwierigen Fällen schnell eine Zweitmeinung zu einer Mikroskopaufnahme aus dem Netzwerk einholen.
Förderung der Gesundheitswirtschaft
Apropos Netzwerk: Im Rahmen der Landesinitiative „Zukunftsmarkt Gesundheit“ hat die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) gemeinsam mit dem Land Bremen schon viele Projekte aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Seit 2008 engagiert sich die WFB im Innovationsfeld Gesundheitswirtschaft für den Förderschwerpunkt „Das Zuhause als Gesundheitsstandort“. Und auch da kommt die IT ins Spiel.
Beispiel „NeuroBalancer“: Bei dem Projekt geht es um die computerunterstützte Analyse des Gleichgewichts beim Stehen. Eine Messplattform, auf der ein Patient steht, führt Kipp-, Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen aus. Damit wird die Fähigkeit untersucht, plötzlich auftretende Schwankungen auszugleichen, ohne zu fallen. Die Technik dient der Früherkennung und Behandlung von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Morbus Parkinson oder altersbedingter Schwindel. Zu den Projektpartnern gehören die mevisco Gesellschaft für Bildverarbeitung und Visualisierung mbH & Co. KG, IGEL GmbH sowie die Ambulante neurologische Rehabilitation Friedehorst gGmbH (ANR). Aus der Wissenschaft ist das Bremer Centrum für Mechatronik (BCM) an der Universität Bremen beteiligt.
IT-Unterstützung für Schlaganfall-Patienten
Diagnose, Forschung – und was kommt dann? Genau: Therapie und Rehabilitation, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Die Patienten trainieren fleißig, solange sie noch in der Klinik sind. Zuhause lässt die Motivation oft deutlich nach. Das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik der Universität Bremen (TZI) entwickelt zurzeit in einem von der EU geförderten Projekt sogenannte „Serious Games“ als Lösung für dieses Problem: Die Patienten sammeln während ihres Trainings Punkte, erhalten Feedback und erreichen eine Verbesserung ihrer Vitaldaten. Das Projekt „Rehab@Home“ soll für mehr Spaß und Motivation bei der Durchführung der nötigen Übungen führen.
Die Unterstützung von Schlaganfall-Patienten in der Reha ist auch eines der Ziele von „TransTerrA“, einem Projekt des DFKI. Das DFKI ist das weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, am Standort Bremen sind die Forschungsbereiche Robotics Innovation Center und Cyber-Physical Systems vertreten. Das Projekt TransTerrA wurde im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Bundes gestartet, um Weltraum-Technologien des DFKI im Rahmen eines komplexen Szenarios weiterzuentwickeln und für irdische Anwendungen nutzbar zu machen. Dazu gehört die Idee, dass intelligente Mensch-Maschine-Schnittstellen wie Exoskelette, die zur Fernsteuerung von Systemen im All dienen, Schlaganfallpatienten helfen, Bewegungen neu zu lernen und etwa ihren Arm wieder richtig zu bewegen. Das DFKI arbeitet dabei mit Kliniken und Therapeuten zusammen.
Ambient Assisted Living
Parallel dazu treibt das DFKI in Bremen auch das Thema „Ambient Assisted Living“ voran: Das Bremen Ambient Assisted Living Lab (BAALL) ist eine 60 Quadratmeter große alters- und behindertengerechte Wohnung in den Projekträumen des Forschungsbereichs Cyber-Physical Systems. Schwerpunkt ist die Mobilitäts-Assistenz durch den Bremer Intelligenten Rollstuhl sowie den Intelligent Walker. Rollstuhl und Rollator sind mit Sensorik und Aktorik ausgestattet, um das sichere Ansteuern von bekannten Zielen zu ermöglichen. Auch die Möbel unterstützen Personen mit eingeschränkter Mobilität oder auch reduziertem Erinnerungsvermögen bei der Erledigung ihrer täglichen Aufgaben.
Anlaufstellen für Unternehmen
Bremen hat im Bereich Gesundheits-IT weit mehr zu bieten, als an dieser Stelle dargestellt werden kann. Die oben genannten Beispiele können Unternehmen jedoch Anregungen für eigene Aktivitäten im wachsenden Gesundheitsmarkt liefern. Wer bei der Entwicklung von IT-Produkten oder -Dienstleistungen auf der Suche nach Partnern oder Fördermitteln ist, kann sich bei der Wirtschaftsförderung Bremen über deren Leistungen für die Gesundheitswirtschaft informieren. Ansprechpartnerin dort ist Heike Fafflock, Tel. 0421-9600-342, heike.fafflock@wfb-bremen.de. Ein weiterer Knotenpunkt ist der Branchenverband Gesundheitswirtschaft Nordwest. Dort ist auch ein „Kompetenzatlas“ für Bremen und Nordwest-Niedersachsen erhältlich. Wer im Gesundheitsbereich aktiv ist, kann sich darüber hinaus in der Clusterdatenbank des Verbands eintragen lassen.