International erfolgreich mit Games

Knapp 2 Milliarden Euro hat die Games-Branche in jedem der vergangenen beiden Jahre alleine in Deutschland umgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt der „Games Report 2011“, der vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungsindustrie veröffentlicht wurde. Während das Kerngeschäft weiterhin beim Verkauf von PC- und Konsolenspielen liegt, boomt zurzeit das „Mobile Gaming“ aufgrund der rapiden Verbreitung von Smartphones und Tablet PCs. Bremen gehört quantitativ nicht zu den Hochburgen der Spieleentwicklung, ist aber qualitativ ganz vorne dabei. Kleine Unternehmen wie King Art und Anima Entertainment bringen regelmäßig international erfolgreiche Produktionen auf den Markt.

King Art: Höchstbewertetes deutsches Adventure aller Zeiten

King Art wurde bereits im Jahr 2000 von den heutigen geschäftsführenden Gesellschaftern Marc König und Jan Theysen gegründet. Seither hat die Firma, die auf hochwertige PC-Games spezialisiert ist, rund 30 Projekte abgeschlossen. „Auf Spielseite ist unser Adventure ‚The Book of Unwritten Tales‘ sicherlich unser größter Erfolg“, berichtet Theysen. „Es ist das von der internationalen Presse am höchsten bewertete deutsche Adventure aller Zeiten und konnte zahlreiche Preise im In- und Ausland einheimsen.“ Aber auch den Umstand, dass King Art nach mehr als zehn Jahren immer noch Spiele entwickelt, wertet er als großen Erfolg. „Die Spielebranche ist schnelllebig und viele Firmen überleben die ständigen Anpassungsprozesse nicht.“ Beim „Book of Unwritten Tales“ und dem Nachfolger „Die Vieh Choniken“ handelt es sich um sogenannte „Point & Click Adventures“, bei denen man Spielfiguren steuert, die ein Abenteuer erleben und Rätsel lösen müssen. „Neben diesen von Geschichten getragenen Spielen beschäftigen wir uns mit Browsergames“, erläutert Theysen. „Das sind Spiele, die im Internet gespielt werden können und sich in den letzten Jahren zum mit Abstand wichtigsten Spielezweig für deutsche Entwickler gemausert haben.“

King Art habe mittlerweile drei Browsergames entwickelt und die Arbeit am vierten begonnen. Aktuell sei die Tierpark-Simulation „My Free Zoo“ beim Bamberger Spiele-Verlag „Upjers“ erschienen. Das Bremer Unternehmen entwickelt Spiele für Verlage (genannt Publisher) oder auf eigene Rechnung. „Dabei kommt es darauf an, trotz niedriger Budgets in Deutschland hochwertige Spiele zu machen“, so Theysen. „Jedes unserer Spiele soll qualitativ aus der Masse herausstechen. Wir glauben, dass wir nur mit diesem Qualitäts- und Preis-/Leistungsgedanken langfristig Erfolg haben werden.“

Anima Entertainment: Spiele für den b2b-Bereich

Mit Qualität hat sich auch Anima Entertainment zügig am Markt durchgesetzt. Das Unternehmen wurde im Sommer 2008 gegründet und ist aus einem Studentenprojekt heraus entstanden. Zum Angebot gehören High-End Mobile Games für die Plattformen iOS und Android. Zu den Kunden zählen nicht nur internationale Publisher, sondern auch viele Unternehmen aus ganz anderen Branchen. So hat beispielsweise die Deutsche Windtechnik, die Serviceleistungen für die Windenergiebranche anbietet, ein Spiel in Auftrag gegeben.

„Das Spiel war Bestandteil einer viralen PR- und Marketing Kampagne“, berichtet Anima-Geschäftsführer Tobias Weber. „Zum einem trug dies dazu bei, dass das Image des Unternehmens als modern und zeitgemäß wahrgenommen wird. Zum anderen ermöglichte das Spiel dem Unternehmen öffentliche Aufmerksamkeit bei einem Personenkreis, der nur sehr schwer zugänglich war. Werbespiele bieten allgemein den Vorteil, dass sich Spieler aktiv mit einer Marke auseinandersetzen und damit positive Erlebnisse verbinden, die sie quasi kostenlos erhalten.“ Zu den weiteren Highlights des Unternehmens zählt das kostenlose Browsergame „Earth Defender“, das im App Store bis in die Top 10 vorgedrungen ist. „Das Spiel ist bis ins kleinste Detail durchdacht, gestaltet und auf eine Zielgruppe abgestimmt“, erklärt Weber den Erfolg.

„Allgemein besitzt es eine sehr hochwertige Präsentation mit aufwendiger und liebevoller Grafik, sowie epischen Orchestersoundtrack – Elemente, die für Spieler dieses Genres sehr wichtig sind. Zudem wurde große Aufmerksamkeit auf die Zugänglichkeit, die Dramaturgie des Spieles und auf einen angemessenen Schwierigkeitsgrad gelegt.“ Bei kostenlosen Spielen gibt es zwei Möglichkeiten, Geld zu verdienen: Entweder durch Werbung oder durch ein „In-Game Wirtschaftssystem“, bei dem bestimmte verbrauchbare Güter vom Spieler gekauft werden müssen (das sogenannte Freemium-Modell). Bei Werbespielen für b2b-Kunden wie die Deutsche Windtechnik wird meist nicht direkt im Spiel Geld verdient, da der Werbeeffekt im Vordergrund steht.

Wünsche an Politik und Hochschulen

Tobias Weber erwartet für die Zukunft weiter wachsende Ansprüche der Spieler, auf die sich die Branche einstellen muss. Daher werde sich Qualität dauerhaft durchsetzen. Auch das Spielen auf mobilen Plattformen werde weiter zunehmen. Jan Theysen von King Art sieht bei neuen Vertriebsformen eine große Chance für Entwickler: die digitale Vermarktung von Spielen über das Internet und im mobilen Bereich ermögliche es, Games ohne Zwischenhändler und Publisher direkt an die Endkunden zu verkaufen. „Bei einem klassischen PC-Spiel, das für einen Publisher entwickelt wurde, bekommt der Entwickler von 40 Euro, die das Spiel im Laden kostet, häufig nur 2 bis 3 Euro ab“, berichtet er. „Verkauft man ein Spiel digital über das Internet, kann man von 20 Euro ca. 12 behalten. Wir würden gerne mehr in dem Bereich machen, nur ist es schwierig bis unmöglich, die Finanzierung für eigene Projekte auf die Beine zu stellen.“

Theysen wünscht sich daher auch bessere Fördermöglichkeiten in Bremen für die Games-Branche. „In Niedersachen kann man beispielsweise über die Nordmedia eine mehrstufige Gamesförderung vom Entwurf des Spiels über die Produktion bis hin zum Vertrieb erhalten. Das System macht einen sehr guten Eindruck, wird aber leider – anders als andere Förderprogramme der Nordmedia – in Bremen nicht angeboten. Das ist schade, da der Standort Bremen so gegen Hannover und Hamburg weiter ins Hintertreffen gerät.“ Die Wirtschaftsförderung weist auf Nachfrage darauf hin, dass das Land Bremen zwar tatsächlich keine Mittel für die Gamesförderung von nordmedia bewilligt habe, dass die Spieleentwicklung aber im Rahmen der allgemeinen Forschungs- und Entwicklungsförderung unterstützt wird.

Tobias Weber hat damit auch gute Erfahrungen gemacht: „Die Wirtschaftsförderung im Bereich Innovationen ist gegenüber Games-Unternehmen sehr positiv aufgeschlossen und leistet eine hervorragende Arbeit.“ Er wünscht sich allerdings mehr Unterstützung durch die Hochschulen. „Viele Bereiche einer Gamesproduktion lassen sich hervorragend in Studiengänge wie Digitale Medien, Medieninformatik und Informatik einbinden. Dies geschieht allerdings bisher erstaunlich zögerlich“, bemängelt er. „Da Nachwuchs und Personal die Schlüsselfaktoren für diese Branche sind, ist ein weiteres Engagement sehr wünschenswert.“