IT-Strategie: Interview mit Staatsrat Henning Lühr
Der Bremer Senat hat im Mai die Leitlinien für die Bremer IT-Strategie der kommenden Jahre beschlossen. „Die Bedeutung der IT für den öffentlichen Dienst wird weiter zunehmen“, erläuterte Finanzsenatorin Karoline Linnert. „Wir wollen beispielsweise durch die flächendeckend eingeführte elektronische Akte und ein zentrales Dokumentenmanagement die Arbeit effizienter organisieren und durch ressort- und länderübergreifende Kooperationen Kosten senken. Der Einsatz moderner IT ermöglicht, die staatlichen Aufgaben auch mit weniger Personal zu bewältigen.“
Wir haben beim Senat nachgefragt, was die Strategie konkret für Bremer Unternehmen bedeutet und welche Innovationspotenziale gesehen werden. Staatsrat Henning Lühr hat geantwortet:
In der IT-Strategie heißt es, es sei notwendig, „einen intensiven Dialog zwischen den bremischen IT-Dienstleistern und der Verwaltung zu führen, um eine entsprechende Wettbewerbsfähigkeit zu erzielen“. Wie soll dieser Dialog in der Praxis aussehen? Kann z.B. bremen digitalmedia als Verband hier unterstützend tätig werden?
Das wäre eine denkbare Variante. Am besten zu einem konkreten Thema. Direkte Vergabegespräche kommen wegen des Vergaberechts nicht in Frage.
Weiter wird geschrieben, in der Vergangenheit habe die Verwaltung bereits an vielen Stellen erfolgreich die Verfahren bremischer IT-Dienstleister eingesetzt. Können Sie Beispiele nennen, wo das der Fall ist?
Bremens Verwaltung setzt Software Bremischer Unternehmen ein – z.B. bei einem elektronischen Katalog für den Einkauf der Verwaltung oder im Schulbereich.
Für Dataport werden laut Strategie in Bremen noch Wachstumsmöglichkeiten gesehen. Wie viele Personen beschäftigt Dataport bereits in Bremen, welche Aufgaben haben sie, und wo besteht noch Ausbaupotenzial?
Dataport hat circa 160 Beschäftigte am Bremer Standort. Das sind qualifizierte Arbeitsplätze im IT-Bereich. Sie betreuen IT-Verfahren für norddeutsche Behörden. Ausbaupotenzial sehe ich im Beschaffungsbereich, wo für sechs Länder Scaleneffekte erzielt werden können.
Dataport soll Aufträge künftig in Losgrößen vergeben, die eine Beteiligung bremischer IT-Unternehmen ermöglichen. Können Sie Beispiele nennen, bei welcher Art von Aufträgen sich das konkret auswirken wird?
Generell sieht unser Vergaberecht Lose vor, um kleineren Firmen eine Chance zu eröffnen. Ein Beispiel ist der Einkauf von PC-Kleinteilen wie Tastaturen oder Mäusen. Das wird alle sechs Monate extra ausgeschrieben, damit regionale IT-Häuser eine Chance bekommen. Eine Bremer Firma hat in diesem Bereich auch den Zuschlag erhalten.
Zum Thema Innovation heißt es, dienstliche mobile Endgeräte sollten verstärkt in die IT-Infrastruktur integriert und die elektronische Kontaktaufnahme zu den Behörden solle vereinfacht werden. Können Sie Anwendungen nennen, für die diese Punkte besonders nützlich sein werden?
Zum Thema mobile Endgeräte: Sie ermöglichen flexible Arbeitsmodelle (z.B. für junge Eltern, die zu Hause arbeiten möchten). Zum Thema elektronische Kontaktaufnahme: Wir wollen die elektronische Kontaktaufnahme durch besser zu durchsuchende und übersichtlich strukturierte Webseiten vereinfachen. Das bewährte EGVP-Verfahren soll weiterhin zur Verfügung stehen. Mit dem EGVP können Rechtsanwälte, Notare und Bürgerinnen und Bürger die Verwaltung verschlüsselt erreichen und rechtsverbindliche Erklärungen abgeben. Die Verwaltung bereitet überdies die Möglichkeit vor, den neuen Personalausweis zur Authentifizierung bei Online-Diensten zu nutzen.
(Die Fragen stellte Axel Kölling)
Stammtisch am 9. Oktober zum Thema IT-Strategie
Mit der IT-Strategie befasst sich auch der nächste Stammtisch von bremen digitalmedia am 9. Oktober ab 18 Uhr im Vai Vai (Am Weser-Terminal 10, 28217 Bremen). Dann wird Dr. Martin Hagen zu Gast sein, der an der Erstellung der Strategie mitgewirkt hat.