Projekt TandemPower: Wertvolle Unterstützung bei der Berufsorientierung in Schulen
Junge Menschen auf das Berufsleben vorbereiten und für IT-Berufe begeistern – das ist das Ziel von TandemPower. Das Kooperationsprojekt von bremen digitalmedia und der Medienagentur vomhörensehen bringt Schüler*innen und IT-Unternehmen auf Augenhöhe zusammen. Bremer Jugendliche aus den 10. Jahrgängen bekommen einen praxisnahen Einblick in die digitale Arbeitswelt, und die IT-Unternehmen lernen ihren Nachwuchs von morgen kennen. Jeweils eine Schule und ein Unternehmen bilden ein Tandem. In außerschulischen Workshops erkunden die Schüler*innen die vielfältigen Kompetenzfelder der Branche, hinterfragen Klischees und konzentrieren sich auf ihre individuellen Stärken. Dabei arbeiten sie eng mit ihrem Tandem-Unternehmen zusammen und tauchen in die Medien- und IT-Branche ein.
Marcus Person ist Managing Director bei hmmh. Die Agentur für Connected Commerce hat rund 350 Mitarbeiter*innen und ihren Hauptsitz im Wesertower in der Überseestadt. Im Interview berichtet Marcus über seine zum Teil überraschenden Erfahrungen, die er im – dem Projekt vorangestellten – Pilotworkshop sowie im Tandem mit der Gerhard-Rohlfs-Oberschule aus Bremen-Vegesack gemacht hat.
Inwiefern hat TandemPower deine Perspektive auf den Kontakt zwischen Schulen und Unternehmen verändert?
Wir sind mit der Idee in das Projekt gestartet, dass wir Jugendliche für IT-Berufe begeistern wollen und vielleicht sogar einige von ihnen später mal ein Praktikum oder eine Ausbildung bei uns machen. Während der Workshops haben wir gelernt, dass das „wie“ entscheidend ist. Wie wirken wir auf junge Menschen? Wie kommunizieren wir uns und unsere Berufe? Sind die Aspekte, die uns wichtig sind, tatsächlich auch die Aspekte, die den Jugendlichen wichtig sind? Darüber denken wir jetzt intensiver nach.
Welche Aspekte sind den jungen Menschen denn wichtig?
Viele Jugendliche übernehmen ihre Vorstellung von Arbeit und Karriere von ihren Eltern oder aus ihrem Umfeld. Da ist es wichtig, den Horizont zu erweitern. Insbesondere die jungen Frauen in unserem Tandem hatten digitale Berufe gar nicht im Fokus und orientierten sich oft an den üblichen Rollenbildern. Themen wie Benefits und New Work spielten eine kleinere Rolle als ich gedacht hatte. Die Jugendlichen mit Fluchterfahrung zum Beispiel, die wir im Projekt kennen gelernt haben, haben ein ganz klares Ziel vor Augen, nämlich Geld zu verdienen, um über die Runden zu kommen und die Familie abzusichern. Zum Ende des Workshops hatte ich aber das Gefühl, dass es uns gelungen ist, den Blick der Jugendlichen zu erweitern und ihnen zu zeigen, dass unsere Branche auch über Geld hinaus eine spannende Perspektive für junge Frauen und Männer bietet.
Sind aus diesen Erfahrungen neue Ansätze entstanden, um Nachwuchskräfte für euch zu begeistern?
Auf jeden Fall haben wir gelernt, wie wichtig es ist, die Perspektive zu wechseln und die Welt auch mal mit dem Blick der Jugendlichen zu betrachten. Es ist an uns für die Berufe unserer Branche zu begeistern. Das kann die Schule nicht alleine leisten. Das Tandem mit der Schule hilft dabei ungemein. Tatsächlich hat das Projekt bei uns Gedanken ausgelöst, wie wir gezielter vor allem junge Frauen als Auszubildende gewinnen können. Dafür würden wir gerne früher als bisher in den Dialog gehen und die Kandidatinnen schon vor Beginn der Ausbildung fördern und in der Berufsvorbereitung begleiten. Wir hoffen, mit TandemPower zukünftig den Startpunkt in diese Beziehung zu setzen. Unsere Auszubildenden könnten beispielsweise künftig über ihre gesamte Ausbildung eine wichtige und authentische Schnittstelle im Tandem mit der Schule bilden und im Projekt integriert sein.
Wie relevant ist der persönliche Kontakt zu Schüler*innen und Schulen im Vergleich zu Jobmessen oder Infotagen?
Es geht ja nicht nur darum, IT zu vermitteln, sondern auch das Arbeitsleben. Wie wird heute gearbeitet? Was ist agiles Arbeiten? Was ist werteorientiertes Arbeiten? Das können wir in der Branche alles bieten und den Jugendlichen die Tür öffnen. Die Schulen brauchen Unterstützung, um die Jugendlichen auf das Arbeitsleben vorzubereiten und Perspektiven aufzuzeigen. Ein engerer Austausch zwischen Schule und IT-Wirtschaft ist an dieser Stelle eine Riesenchance, und TandemPower leistet da einen ersten Schritt. Dabei ist es wichtig, dass wir mit ehrlichem Interesse in die Gespräche gehen und zuhören. Wenn ich merke, dass ich etwas erzähle und es kommt bei den Jugendlichen nicht an, dann muss ich bereit sein, etwas zu ändern.
Inwiefern könnten Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen im Land Bremen entstehen? Hast du Ideen oder Vorschläge, wie diese Verbindungen gefördert werden könnten?
Unabhängig von unserer Branche müssen wir verstehen, dass Schule nur sehr bedingt auf das Berufsleben vorbereiten kann. Spezifische Arbeitsweisen, Methoden und Umgangsformen vermitteln sich erst im Kontext der Unternehmen. Wir können uns vorstellen, einen praktischen Anteil dazu auch an den Schulen zu leisten, indem wir uns als Unternehmen öffnen, Einblicke gewähren und auf Augenhöhe mit den Schüler*innen über den Berufseinstieg und die eigenen, individuellen Interessen sprechen. Wir erhoffen uns, dass Projekte wie TamdemPower dafür einen strukturierten Rahmen geben, denn dieses Engagement sollte nicht nur als individuelles Angebot eines Unternehmens wie hmmh verstanden werden, sondern als Schaufenster einer ganzen Branche und als praktischer Anteil in der Berufsorientierung.
An der ersten Runde beteiligen sich insgesamt zehn Oberschulen und zehn Unternehmen. Im November 2023 hat sich auch das Tandem Webmen Internet GmbH und die Oberschule Koblenzer Straße zu den Workshoptagen getroffen. Webmen-Geschäftsführerin Christiane Niebuhr-Redder war mit dabei: „Aus meiner Sicht ermöglicht TandemPower auch kleinen und mittelständischen Unternehmen, Kontakt zu Schulen zu bekommen und zu halten. Die Job Messe und der Kontakt über Infotage der Schulen sind für uns zu aufwändig. Und umgekehrt ist es für die Schulen auch nicht möglich eine Vielzahl von Unternehmen zu kontaktieren. Der Workshop war sehr inspirierend!“
TandemPower ist eines der ersten Projekte der Landesstrategie „Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit“, das umgesetzt wird. TandemPower wird von der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds/REACT-EU gefördert. Umgesetzt wird es von bremen digitalmedia und der Medienagentur vomhörensehen in Kooperation mit der Ausbildungsgesellschaft Bremen mbH (ABiG) und der Senatorin für Kinder und Bildung.
Weitere Informationen und ein Überblick aller Tandems gibt es unter www.tandempower.de