Schlaganfälle haben häufig den Verlust der Sprechfähigkeit zur Folge. Die Behandlung dieser sogenannten Aphasien ist ein langwieriger Prozess – in der Regel gibt es eine ambulante Therapie bei einem Logopäden mit nur zwei Sitzungen pro Woche.
Hier setzt ein Spin-off aus dem Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen mit dem Informatiker Erik Düselder, dem Kaufmann Hagen Schwiebert und der Logopädin Edyta Kaczynska an. „Mit unserem Softwaresystem mit dem Arbeitstitel ‚Einfach Sprechen‘ können Aphasiker auf einem Tablet-PC zusätzlich zur professionellen Therapie jederzeit zusätzliche Übungen absolvieren“, erläutert Hagen Schwiebert. „Der Clou ist dabei eine besondere Spracherkennung, die es dem Patienten ermöglicht, seine Fähigkeiten aktiv zu verbessern.“
Die Basisaufgabe sei eine Wort-zu-Bild-Übung, bei der die Patienten ein angezeigtes Bild erkennen und das dazu passende Wort aussprechen müssen, so Schwiebert. Der Prototyp wurde bereits in einer Einzelfallstudie mit Erfolg getestet. Und auch wissenschaftliche Untersuchungen haben schon gezeigt, dass mit einer erhöhten Therapiefrequenz der Lernerfolg bei Aphasie-Patienten steigt.
Idee und Konzept von „Einfach Sprechen“ haben die Gründungsförderer des Bundes und des Landes Bremen überzeugt. Für das interdisziplinäre Team gab es jeweils eine Förderung im „Exist“-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sowie im Bremer Förderprogramm für Unternehmensgründungen („Brut“). Das TZI unterstützt das Spin-off auf doppelte Weise. Professor Michael Lawo von der Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz begleitet „Einfach Sprechen“ als Mentor. Zudem stellt das TZI Infrastruktur in Form von Technik, Projekt-Abrechnung oder Sekretariat zur Verfügung.
Und auch inhaltlich gibt es Anknüpfungspunkte. „Im EU-Projekt Rehab@Home entwickeln wir Serious Games für die motorische Rehabilitation nach Schlaganfällen“, erläutert Professor Lawo. „Dabei kooperieren unsere Wissenschaftler eng mit Praktikern aus Rehabilitationseinrichtungen in Österreich und Italien. Bei Evaluation und Vermarktung von ‚Einfach Sprechen‘ könnte uns diese Vernetzung helfen, da diese Einrichtungen natürlich neben motorischen Beeinträchtigungen auch Aphasie behandeln.“