Warum die KI eine Chance ist, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern
Die Bremer IT-Branche braucht dringend Fachkräfte, außerdem sind bisher nur etwa ein Drittel der Beschäftigten Frauen. Um das zu ändern, wurden bereits einige Projekte auf den Weg gebracht. So fördert zum Beispiel die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa im Zuge von „F.IT – Frauen in IT“ betriebliche Ausbildungsplätze und Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen in der IT-Branche. Auch wurde ein zweiter Klassenverband im Ausbildungsberuf „Mathematisch-technische*r Assistent*in“ (MaTA) am Schulzentrum Utbremen eingerichtet, mit dem vor allem Frauen angesprochen werden sollen.
Das SZ Utbremen bietet die zweijährige vollschulische Assistenten-Ausbildung in vier Profilen und jeweils verschiedenen Berufen an. Die Ausbildung ist staatlich anerkannt, Voraussetzung ist der Mittlere Schulabschluss. Zu den Besonderheiten zählt der Lernfeldunterricht: So wird zum Beispiel nicht das Fach Mathematik unterrichtet, sondern mathematische Themen werden im Zusammenhang mit wirtschaftlichen oder kaufmännischen Aufgaben behandelt.
Zurzeit läuft die Bewerbungsphase für den Start der MaTA-Ausbildung im August 2022 – aber bislang melden sich hauptsächlich junge Männer dafür an. Im Interview mit bremen digitalmedia spricht Schulleiter Hannes Ischebeck über die Vorteile der Ausbildung und welche Themen vielleicht doch das Interesse junger Frauen für IT wecken könnten.
Nach wie vor melden sich hauptsächlich junge Männer für die Ausbildung zum/zur MaTA an. Woran liegt das?
Ein Grund dafür ist sicher, dass es immer noch bei jungen Frauen vermeintlich cool ist, Mathe doof zu finden. Es ist einfach zu lange versäumt worden, Mädchen so früh wie möglich für Mathe oder Technik einzufangen und ihnen klar zu machen, dass Mathe ein Werkzeug ist, das sie ihr Leben lang begleiten wird. Wir versuchen darum, bei unseren Infoabenden und am Tag der offenen Tür mit Informationen und Erfahrungsberichten ehemaliger Schülerinnen und Schüler Mathematik und Informatik möglichst spannend und praxisnah zu präsentieren.
Beobachten Sie das mangelnde Interesse von Frauen auch bei anderen MINT-Ausbildungsklassen?
Nein, in den Naturwissenschaften in es genau anders herum. Bei den Pharmazeutisch-technischen Assistent*innen haben wir einen Frauenanteil von 95 Prozent. Das ist aber auch wieder so ein Klischee, dass Frauen eher die helfenden, unterstützenden Berufe wählen.
Wie kann man das denn ändern?
Wir müssen frühzeitig Wege zeigen, dass Mathematik und Informatik verschiedenste Möglichkeiten für Berufe bieten, für die sich Frauen interessieren. Künstliche Intelligenz ist ein absolutes Zukunftsthema, entsprechende Inhalte werden bei uns zunehmend in die MaTA-Ausbildung integriert. Mit KI lassen sich zum Beispiel Klimaschutz, Wetter und Umwelt erforschen, man kann die Entwicklung des Klimas simulieren oder Plattformen für effizienten Energieverbrauch entwickeln. Das sind Bereiche, die junge Männer und Frauen heute gleichermaßen interessieren.
Welche Berufe haben ihre Absolventinnen der MaTA-Ausbildung bislang gewählt?
Die MaTA-Ausbildung ist auf die Softwareentwicklung in einem betrieblichen Umfeld ausgerichtet, die Absolventinnen können programmieren oder Webanwendungen erstellen, bislang sind sie zum Beispiel zu Banken, Versicherungen oder auch in Personalabteilungen größerer Unternehmen gegangen.
Das Bild des einsamen Nerds, der im Keller hockt, ist längst überholt. Welche Eigenschaften sind heute in der Informatik gefragt?
In der Informatik geht es vermehrt darum, Probleme zu lösen. Das sind hochdynamische Verfahren, für die Teamfähigkeit, Logik und Konzentration gefragt sind. Umgekehrt bieten IT-Berufe viel Flexibilität was Arbeitszeiten und Homeoffice betrifft, auch die Bezahlung ist eher überdurchschnittlich.
Welche Vorteile hat die MaTA-Ausbildung am Schulzentrum Utbremen?
Wer bei uns die vollschulische Ausbildung inklusive eines vierwöchigen Praktikums macht, hat nach zwei Jahren einen Abschluss, der dem einer dreijährigen dualen Ausbildung gleichwertig ist. Wir bilden zwar überwiegend junge Menschen aus, die gerade ihren Mittleren Schulabschluss gemacht haben, aber haben auch ältere Schüler*innen und Quereinsteiger*innen. Es ist sehr bereichernd für die Klassen, wenn auch diese Schüler*innen mit ihren Lebenserfahrungen dabei sind.
Parallel dazu legen wir als Schule großen Wert auf den pädagogischen Ansatz: Wir haben Sozialberater*innen, Coachings und auch das Angebot „Schüler helfen Schülern“. Wenn es irgendwo hakt, kümmern wir uns, um Probleme schnell aus der Welt zu schaffen.
Weitere Informationen zum/zur MaTA gibt es hier.
Am Dienstag, den 15. Februar 2022 findet um 19 Uhr ein Online-Informationsabend zu den Assistentenberufen am Schulzentrum Utbremen statt: https://www.szut.de/aktuelles/beratungstermine/